Unschwer an der Farbe des Schnabels zu erkennen: Amsel mit Wurm, nicht zwitschernd.

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Zwei Anlässe gibt es, das Zwitschern als Wort der Woche zu würdigen. Anlass eins ist der Frühling. Amsel, Drossel, Fink und Star, denen der Winter ebenso zum Schnabel herausgehangen ist wie unsereinem zum Hals, begrüßen die ersten Sonnenstrahlen mit dem gewohnten lieblichen Soundscape. Nie waren sie willkommener als nach der obszönen Kälte der letzten Monate.

"Zwitschern" ist ein lautmalendes Verb. Es äfft nicht nur die Vöglein nach, sondern auch mit dem Alkoholkonsum einhergehende Geräusche wie "das Ausschlürfen des Schnapsglases" wenn man "einen zwitschert" (Duden). Wie immer in solchen Fällen kommt die sprachliche Malerei nur ungefähr an den Originalklang heran. Anders wäre es auch nicht zu erklären, dass die Bienen im Deutschen summ, summ machen und im Englischen buzz; die Kuh im Französischen meuh und im Deutschen muh, der englische Hahn cock-a-doodle-doo, der französische cocorico und der deutsche kikeriki.

Die Sache wird weiter dadurch verkompliziert, dass die deutschen Vöglein, außer zu zwitschern, auch noch fiepen, piepsen, tirilieren, tschilpen, ziepen und quinquilieren. Legendär ist Wilhelm Buschs auf dem Leim festklebender Vogel, der sich angesichts der herannahenden Katze entschließt, seine letzten Minuten damit zu verbringen, noch ein wenig zu quinquilieren. "Mir scheint, der Vogel hat Humor."

Den zweiten Zwitscheranlass liefert uns, wer sonst, Herr Präsident Trump. "The Donald" hat auch diese Woche wieder in extenso das betrieben, was man als das amerikanische Äquivalent des Zwitscherns betrachten darf, nämlich auf Twitter einen Tweet nach dem anderen abgesetzt.

Diese Art des Zwitscherns gilt nicht als optimale Form, Diplomatie zu betreiben oder Regierungserklärungen abzugeben. Zudem sind Beobachter der Meinung, dass sich Trump mit seinen Tweets zum Thema Russland langsam in Teufels Küche twittern könnte. Er sollte den alten lateinischen Rat befolgen: "Si non twitisses, philosophus mansisses": Hättest du nicht getwittert, wärst du Philosoph geblieben. (Christoph Winder, 12.3.2017)