Christoph Leitl setzt auf die sanfte Daumenschraube. Indem er dem Wirtschaftskammer-Apparat einen Teil der Einnahmen entzieht, soll Druck aufgebaut werden. Nach dem Motto: Dann werden hoffentlich auch die hartnäckigsten Blockierer einsehen, dass die Untergliederung in sieben Sparten und mehr als 850 Fachgruppen mit fast 9000 Funktionären nicht ganz dem entspricht, was man sich unter einer modernen, schlanken Struktur vorstellt.

Also: Die Leitl-Pläne, für die der schwarze Präsident geschickt auch andere Fraktionen an Bord geholt hat, sind nicht nichts. Das Ausmaß des Sparkurses wurde freilich etwas übertrieben dargestellt. Die Einnahmen aller Kammerorganisationen liegen nicht bei 670 Millionen, wie von Leitl angegeben, sondern um 200 Millionen höher. 2019, wenn die Reform greifen soll, werden es wohl schon über 900 Millionen sein. Es geht also nicht um eine Beitragssenkung von 15 Prozent, sondern eher um gute zehn Prozent. Dennoch: Für die Betriebe ist das eine spürbare Entlastung.

Eine tabulose Debatte hätte noch weitreichendere Entscheidungen gebracht: Braucht es im kleinen Österreich wirklich neun Landeskammern? Braucht es allen Ernstes mehr als 4600 Mitarbeiter? Und vor allem: Ist eine Zwangsmitgliedschaft noch zeitgemäß? Eine Organisation, die überzeugt ist, dass ihr Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, würde drei Mal mit Nein antworten. Die Wirtschaftskammer wird wissen, warum sie diese Fragen erst gar nicht stellt. (Günther Oswald, 10.3.2017)