Rom/Neapel – Sechs Festnahmen und 34 Verletzte, darunter 28 Polizisten, das ist die Bilanz schwerer Randale, die am Samstagnachmittag für Chaos in Neapel gesorgt haben. Den Festgenommenen wird Verwüstung, Verletzungen und Gewalt gegen die Polizei vorgeworfen, berichteten italienische Medien.

Mitglieder einer autonomen Gruppe, die sich an einer Protestkundgebung gegen eine politische Veranstaltung der ausländerfeindlichen, italienischen Oppositionspartei Lega Nord in Neapel beteiligten, warfen Molotowcocktails und steckten Autos und Mülltonnen in Brand. Die vermummten Randalierer bewarfen die Polizisten mit Gegenständen, was Panik unter den Menschen auf der Straße auslöste. Die Sicherheitskräfte reagierten mit Tränengas. Die Ausschreitungen fanden unweit des Kongresssaales statt, in dem Lega Nord-Chef Matteo Salvini seine politische Ansprache hielt.

Salvini, starker Mann der italienischen Rechten, war nach Neapel gereist, um das Programm seiner Gruppierung vorzustellen. Die in den achtziger Jahren als norditalienische Föderalismus-Partei entstandene Gruppierung will verstärkt auch in Süditalien auf Stimmenfang gehen.

Diskussion um Redefreiheit und Proteste

Nach den Zusammenstößen ist in Italien eine Debatte über Redefreiheit und Proteste gegen Ultrarechte entbrannt. Salvini beschuldigte Neapels Bürgermeister, den Anti-Korruptionsstaatsanwalt der liberalen Partei Italien der Werte, Luigi de Magistris, für die Krawalle mitverantwortlich zu sein. Am Sonntag forderte er ihn zum Rücktritt auf. Zugleich kündigte er an, dass er de Magistris wegen Beleidigung verklagen werde.

Der Bürgermeister hatte Salvini vor dessen Besuch als fremdenfeindlichen Faschisten voller Verachtung für den Süden bezeichnet. De Magistris versuchte zudem, kraft seines Amtes als Bürgermeister Salvinis Auftritt zu verhindern. Doch der Präfekt setzte im Auftrag des Innenministeriums durch, dass der Lega-Nord-Chef reden durfte.

Die meisten Medien äußerten sich kritisch zum Umgang des Bürgermeisters mit dem Fall. Er habe es Salvini durch sein Vorgehen ermöglicht, sich zum Verteidiger der Meinungsfreiheit aufzuschwingen, schrieb beispielsweise die Zeitung "La Repubblica".

De Magistris, der sich vor Tagen für Proteste gegen Salvini ausgesprochen hatte, distanzierte sich von den Ausschreitungen vom Samstag. Jegliche Form von Gewalt lehne er ab, sagte er. (APA, 12.3.2017)