Berlin – 2016 gab es in der Deutschland nach Angaben der Regierung 162.600 ältere Arbeitslose über 58 Jahren, die nicht in der offiziellen Arbeitslosenstatistik erfasst wurden. Das geht aus einer Antwort des Arbeitsministeriums auf eine kleine Anfrage der Grünen hervor, die Reuters vorliegt.

Allein im vergangenen Jahr fielen 63.500 Personen durch diese "Sonderregelung" im Sozialgesetzbuch II aus der Statistik, heißt es in dem Schreiben des Arbeitsministeriums. Die jährlichen Zahlen stiegen seit 2012. Die Grünen-Arbeitsmarktexpertin Brigitte Pothmer warf der Regierung deshalb "statistische Schönfärberei" vor. Denn bezöge man die aus der Statistik gefallenen Menschen mit ein, würde nicht mehr nur 17, sondern 23,5 Prozent der über 55-Jährigen als arbeitssuchend eingestuft. Rund zwei Drittel der nicht erfassten Personen sind jünger als 62 Jahre. Über das Schreiben des Arbeitsministeriums hatte zuvor die "Rheinische Post" berichtet.

Rückgang auch inklusive "Sonderregelung"

Die Zahlen könnten auch die Debatte um das von der SPD geforderte "Arbeitslosengeld Q" befeuern, das Arbeitslosen bei einer Qualifikation einen längeren Bezug des Arbeitslosengeldes I ermöglichen soll.

Offiziell hat die Zahl der Langzeitarbeitslosen von 2012 bis 2016 nach Angaben des Arbeitsministerium jährlich um rund fünf Prozent abgenommen. Würde man die von der Statistik nicht erfassten Personen über 58 Jahren hinzurechnen, wäre die Zahl zwar immer noch rückläufig. Allerdings läge der Rückgang dann nur bei minus zwei Prozent, räumt das Ressort von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) ein. Das Ministerium betont, dass auch die von der "Sonderregelung" erfassten Personen Anspruch auf Beratung und Vermittlung von Jobs hätten. "Wer schon 58-Jährige abschreibt, braucht von der Rente mit 67 nicht reden", kritisierte Pothmer dennoch, die eine Änderung der Statistikerfassung forderte. (APA, Reuters, 12.3.2017)