Rapid ist seit mittlerweile sieben Bundesligarunden sieglos, in der "Canadi-Tabelle" ist nur Ried schlechter.

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Wien – Rapid hat auch im fünften Anlauf des Jahres 2017 nicht auf die Siegerstraße gefunden. Mangelnde Effizienz und fehlendes Spielglück waren beim 1:2 bei Sturm Graz am Sonntag wie zuletzt beim 0:1 gegen Red Bull Salzburg die Hauptgründe für die dritte Niederlage in Folge.

Anstatt den Abstand auf die viertplatzierten Grazer auf zehn Punkte zu reduzieren, wurde dieser neuerlich größer und beträgt nach 25 Runden bereits 16 Punkte. Der Europacupzug über die Liga ist damit wohl endgültig abgefahren. Rang vier würde nur dann reichen, wenn der Meister auch den Cup gewinnt. "Jetzt brauchen wir über die Tabelle nicht sprechen. Wir werden im Cup die Chance suchen, um international dabei zu sein", sagte Coach Damir Canadi. Da wartet am 5. April das Viertelfinalduell bei St. Pölten.

Kein Diskussionsbedarf in Hütteldorf

Zuvor müssen die auswärts seit 29. Oktober sieglosen Wiener aber noch gegen die Abstiegskandidaten Mattersburg (Samstag) und, nach der Länderspielpause, St. Pölten antreten. Sollte da die Wende nicht gelingen, wird die Luft wohl auch für Canadi dünner. Noch sitzt der im November aus Altach gekommene Wiener fest im Sattel – trotz einer Bilanz von nur neun Punkten aus elf Ligaspielen und des Absturzes auf Rang sechs. "Wenn man die letzten Spiele sieht, darf man nicht die Trainerfrage stellen. Das Auftreten spricht für den Staff und den Trainer", erklärte Sportgeschäftsführer Fredy Bickel.

Verloren habe einzig und allein die unglücklichere Mannschaft. "Wille, Kampf und Leidenschaft waren bei unserer Mannschaft sehr in Ordnung. Ich bin mir sicher, wenn wir weiter so gehen, dann wird sich das Blatt wenden", meinte Bickel. Auch Canadi stimmte die Leistung zuversichtlich: "Meine Mannschaft hat ein sehr gutes Spiel gemacht, die Leistung hat gestimmt. Die Niederlage tut weh, weil wir so dominant waren."

Rapid weiterhin ohne Ideen

Augenscheinlich war über weite Strecken aber neuerlich, dass es den Wienern schwerfällt, sich Chancen herauszuspielen. Die gab es eigentlich nur nach Standardsituationen und in der Schlussphase, als man die Brechstange auspackte, sowie nach einem individuellen Fehler, der das 1:2 von Joelinton (80.) einleitete. Nur drei Tore in fünf Frühjahrsrunden, in denen nur zwei Punkte herausschauten, sprechen Bände.

"Wir hätten uns mehr verdient. Wir waren wieder in allen Statistiken voran, gehen aber als Verlierer vom Platz", ärgerte sich Stefan Schwab. Abwehrchef Mario Sonnleitner blieb ein Erfolgserlebnis in seinem 200. Ligaspiel für Rapid verwehrt. "Wir investieren viel ins Spiel und durchleben eine sehr, sehr harte Zeit. Jede Woche wiederholt sich das. Wir werden da aber als Team rauskommen, das Glück kommt irgendwann retour", erklärte der Ex-Grazer.

Canadis Vorgänger Mike Büskens musste im Herbst nach 20 Punkten aus den ersten 14 Runden gehen. Statt eines Trainereffekts wuchs der Rückstand auf die Tabellenspitze von neun auf 24 Punkte. "Ich muss weiterhin die Ruhe bewahren vor der Mannschaft und den Medien, werde mir aber einen Boxsack sponsern lassen", verkündete Bickel.

Sturm bleibt der Austria und Altach auf den Fersen

Sturm ist hingegen durch den zweiten wichtigen Sieg nach dem 3:0 gegen Altach wieder obenauf. Nur zwei Punkte fehlen auf die Austria, vier auf Altach. "Die Tabelle interessiert mich aber weniger", sagte Coach Franco Foda, der zu Hause im Duell mit Canadi weiter makellos ist.

Seine Elf zeigte Effizienz und eine starke Defensivleistung. "In der zweiten Hälfte war es eine brutale Abwehrschlacht", gab James Jeggo zu. In einigen Momenten stand auch das Glück zur Seite. "Nach dem Gegentreffer hatten wir keine Ruhe mehr im Spiel", so Foda. Die Topchancen von Giorgi Kvilitaia (89.) und Mario Pavelic (92.) machten auch Sportgeschäftsführer Günter Kreissl fertig. "Die letzten zehn Minuten hat es das große Zittern gegeben. Ich brauche jetzt zwei Tage, um mich davon zu erholen", meinte der Ex-Goalie nach einem "für die Psyche sehr wichtigen Sieg".

Während den Grazern vom Schweizer Schiedsrichter Alain Bieri ein Elfmeter, der zum 1:0 von Deni Alar (21.) führte, zugesprochen wurde, blieb den Wienern einer verwehrt. Vor Charalampos Lykogiannis' Weitschusstor (64.) war Kvilitaia im Strafraum gefoult worden – für Schwab "ein klarer" Elfmeter. Canadi ärgerte sich nicht nur über den ausgebliebenen, sondern auch über den Elferpfiff in der ersten Hälfte. "Das war nie und nimmer Elfmeter." Andreas Kuen hatte den Ball nach einer Hierländer-Hereingabe an den Oberarm bekommen. (APA, 13.3.2017)