Der Empfang war stilecht. Hunderte Berliner jubelten Heidi Hetzer am Sonntag zu, als sie in Berlin vor dem Brandenburger Tor vorfuhr. Ein Teil des Applauses gebührte natürlich auch ihrem Begleiter "Hudo". Der ist jetzt, nach der langen Weltreise, sehr, sehr müde und kommt ins Museum – im Gegensatz zu seiner Fahrerin.
Hetzer, ein Berliner Original, das im Juni 80 Jahre alt wird, sprüht vor Lebensfreude und hat Energie für zehn. Zweieinhalb Jahre lang war sie mit ihrem Oldtimer "Hudo", einem Hudson Model Great eight Coach aus dem Jahr 1930, unterwegs: 84.000 Kilometer durch 46 Länder.
Die Begeisterung, die ihr entgegenschlägt, sieht sie pragmatisch: "Die alte Schachtel in dem alten Auto, das fanden die Leute spannend." Eine Botschaft an die Berliner hatte sie in ihrer bekannt direkten Art auch: "Die Welt ist toll! Ihr müsst raus und nicht mit dem Arsch vorm Fernseher sitzen!"
Für Hetzer war dies immer schon Lebensmotto. 1954 begann sie ihre Ausbildung als Kfz-Mechanikerin. Als sie 31 Jahre alt war und ihr Vater starb, übernahm sie dessen Autohaus in Berlin. Sie baute es zu einem der größten in Berlin aus und fuhr nebenbei noch Ralleys in aller Welt. 2012 zog sie sich aus dem Betrieb zurück, aber zur Ruhe setzen wollte sich Hetzer noch lange nicht. Schon lange geisterte ihr die Idee, in einem Oldtimer die Welt zu umrunden, im Kopf herum.
Vorbild war Clärenore Stinnes, eine deutsche Rennfahrerin, die dies von 1927 bis 1929 tat. Das wollte Hetzer auch, nachdem sie mit ihrem Sohn und ihrer Tochter geklärt hatte, dass sie auf Weltreise wohl deren Erbe "verballern" werde.
Auf Teilstrecken hatte sie einen Begleiter dabei, über viele Kilometer aber schlug sie sich allein durch. Kein Problem, so Hetzer, denn: Einem "Mädchen" wird immer Quartier angeboten. Nicht einmal der Krebs konnte sie aufhalten. Als in Miami Hautkrebs diagnostiziert wurde, flog sie nach Deutschland, ließ sich operieren, flog retour und gondelte weiter.
Überhaupt "Hudo". Der ist nicht so fit wie sie. Insgesamt, hat Hetzer ausrechnet, stand er auf dieser langen Fahrt ein Jahr lang in Werkstätten rum. Als sie in Kanada den Motor selbst reparieren wollte, verlor sie einen Finger.
Was kommt jetzt noch in ihrem rastlosen Leben? Zunächst will sie ihren fünften Enkel kennenlernen, der auf die Welt kam, als sie in Neuseeland war – und ihm erzählen, was sie auf der Reise am meisten beeindruckte: "Egal wo du bist, es gibt immer Menschen, die einem helfen." (Birgit Baumann aus Berlin, 14.3.2017)
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