Wien – Die Ladestationen vor dem Sitz der Firma Greenride sind zumeist gut belegt. Das Unternehmen vermietet Elekroautos, allesamt Fahrzeuge des US-Herstellers Tesla – deren Batterien stets gut geladen sein wollen. Allein, von schnellen Ladestationen gibt es noch zu wenige, bringt Greenride-Geschäftsführer Vitaliy Kryvoruchko das "Henne-Ei-Problem" der Elektromobilität auf den Punkt: Ohne größere Durchdringung mit E-Autos entstehe keine Ladeinfrastruktur und vice versa.
"Was ich in der Gesellschaft vermisse, ist ein Bewusstsein für die Vorteile von Elektromobilität", ergänzt Kryvoruchko. Von sogenannten Superchargern, die eine Tesla-Batterie binnen 40 Minuten aufladen können, gebe es österreichweit nur elf und von den etwas langsameren Schnellladestationen bloß 400 Steckplätze. Diesbezüglich sei mehr Weitblick angebracht, etwa indem bei Straßenarbeiten stets Stromanschlüsse für spätere Nutzung als Ladestation bis an die Oberfläche gelegt würden. "Sobald die Gemeinden den Bedarf erkennen und die Gefahr von Dieselkraftstoffen wahrnehmen, geht kein Weg an Elektromobilität vorbei."
Der Popcorn-Effekt
Nun dürfte durch die Anfang März gestartete Förderaktion mit bis zu 4000 Euro für E-Autos frischer Schwung in die Sache gekommen sein, laut Verkehrsministerium wurden bereits mehr als 1000 entsprechende Anträge gestellt. "Wir erleben in der Elektromobilität gerade einen Popcorn-Effekt", sagt Minister Jörg Leichtfried (SPÖ) unter Verweis auf 692 Neuzulassungen seit Anfang Jänner, bereits mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr.
Zudem will die Verbund-Tochter Smatrics eigene, Ultraschnell-Ladestationen an der West- und Südautobahn auf den Weg bringen, wie Sprecherin Birgit Wildgruber am Montag im ORF-Morgenjournal sagte. Zwei sollen noch heuer in Betrieb gehen, weitere zwei im Jahr darauf. Ziel ist ein durchgängiger Korridor an Stromtankstellen alle 150 Kilometer, mitfinanziert von der EU und Autoerzeugern.
"Mindestens 300 Kilometer kommen sie sicher", sagt Kryvoruchko über die Reichweite eines aufgeladenen Teslas. Insgesamt betreibt Greenride 16 Fahrzeuge des US-Autobauers, davon drei als Limousinenservice und vier als Taxi. Dazu beschäftigt die 2015 aus der Ladeinfrastrukturfirma Ecotech ausgegliederte Greenride 25 Mitarbeiter, einige davon in Teilzeit. Der Fuhrpark müsse über 70 Prozent Auslastung haben, damit sich das Geschäft rentiere, sagt Kryvoruchko. Im Winter sei diese bei 90 Prozent gelegen.
Expansion in andere Städte
Längerfristig strebt der Greenride-Geschäftsführer eine kräftige Aufstockung des Fuhrparks an: "Unser Ziel ist es, mindestens 150 Fahrzeuge in Wien zu betreiben." Dazu will er Investoren ebenso wie Franchise-Nehmer ansprechen, um das Geschäftsmodell in weiterer Folge auch auf andere Städte – konkret nennt er etwa Graz oder Krems – auszurollen.
Zur Finanzierung der Anzahlung für drei Autos, deren Kosten Kryvoruchko je nach Ausstattung mit 75.000 bis 190.000 Euro beziffert, hat das Unternehmen auf Schwarmfinanzierung gesetzt. "Aber was ich mir von Crowdfunding erwartet habe, ist nicht eingetreten – nämlich dass die Investoren auch Kunden werden." Dennoch würde er eine solche Finanzierung nochmals machen, allerdings mit folgendem Unterschied: Statt Zinsen würde er Geldgebern künftig Nutzungstage bieten. Ein Zehn-Tages-Paket bei Selbstabholung kommt derzeit bei Greenride auf 1300 Euro, wobei die Nutzungstage auch einzeln in Anspruch genommen werden können. (aha, 14.3.2017)