Das Alter des Schädels wurde auf 390.000 bis 436.000 Jahre datiert.

Foto: Javier Trueba

Auch diese Faustkeile stammen aus dem Zeitraum.

Foto: Rolf Quam

Lissabon – Archäologen haben in Portugal einen rund 400.000 Jahre alten menschlichen Schädel entdeckt. Wie die Wissenschafter um Joan Daura (Universität Lissabon) und Rolf Quam (Binghamton University in New York) in "PNAS" berichten, wurde das Fossil in einer Höhle zusammen mit Steinwerkzeugen und Tierknochen gefunden, die der Acheuléen-Kultur zuzurechnen sind.

Nach Angaben der Forscher handelt es sich um den bisher ältesten derartigen Fund in Portugal. Der Schädel weist demnach bereits morphologische Ähnlichkeiten mit Neandertalern auf und könnte die Erkenntnisse zur menschlichen Evolution im Mittelpleistozän vertiefen. "Das ist eine spannende Entdeckung in einer Region, die für das Verständnis der Herkunft und Entwicklung der Neandertaler entscheidend ist", sagt Quam.

Wertvolle Fossilienvielfalt

Der Schädel teile einige, jedoch nicht alle Merkmale anderer Fossilien aus dieser Zeit, die in Italien, Frankreich und Spanien gefunden worden sind. Quam: "Damit erhöht sich die anatomische Vielfalt der Fossilien, was darauf hindeutet, dass es sich um verschiedene Populationen mit unterschiedlichen Merkmalen handelt."

Bei vielen europäischen Fossilien aus dem mittleren Pleistozän fehle eine verlässliche Datierung und ein klarer archäologischer Kontext, weshalb zu diesem Abschnitt in der menschlichen Evolutionsgeschichte viele Fragen offen seien, so Quam. Das ändert sich erst mit dem Auftauchen der weitaus besser dokumentierten Neandertaler.

Das Alter des nun beschriebenen Schädels konnte auf 390.000 bis 436.000 Jahre eingegrenzt werden. Der Fund stammt zudem aus einer Höhle, in der auch zahlreiche Steinwerkzeuge gefunden wurden, darunter etliche Faustkeile. (red, 13.3.2017)