Im Februar ist es in den USA erschienen, jetzt liegt es in der deutschen Übersetzung vor: Der Historiker Timothy Snyder hat sich nicht nur Gedanken Über Tyrannei gemacht, wie der Titel beschreibt, sondern zwanzig Lektionen für den Widerstand vorgelegt. Es geht um "den Kandidaten" oder "Präsidenten", der nicht namentlich genannt wird. Aber es ist klar, um wen es sich handelt und gegen wen dieser Widerstand – oder besser Aufstand – organisiert werden soll: Donald Trump.

Snyder sieht eine Erosion der Demokratie und eine Gefährdung der offenen Gesellschaft. Der an der Yale University lehrende Professor, der sich auch als Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien intensiv mit dem Holocaust und dem Zweiten Weltkrieg auseinandergesetzt hat, ist durch seine Bücher Bloodlands und Black Earth bekannt. Seit der Wahl Trumps meldet er sich in Interviews zum Tagesgeschehen zu Wort. Am Beginn seines Buches steht der richtungsweisende Satz: "Geschichte wiederholt sich nicht, aber wir können aus ihr lernen."

Seine Lehren aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts hat er – klar die US-Leserschaft im Blick – in peppige Aufforderungen gepackt. Manches kommt etwas platt und pathetisch daher wie der Aufruf: "Verbanne die Bildschirme aus deinem Zimmer und umgib dich mit Büchern." Aber Snyder regt zum Nachdenken an, wenn er immer wieder vor "gefährlichen Wörtern" warnt wie "Terrorismus" oder "Notstand" – "Nazizeit" könnte man noch ergänzen.

Seine Rekurse auf die Vergangenheit, dass immer wieder der Ausnahme- zum Normalzustand wurde, sind lehrreich und zeigen, was aus autoritären Bedrohungen geworden ist. Er beruft sich auf Hannah Arendt, Viktor Klemperer, Václav Havel und Lezek Kolakowski. Snyder will vor allem die Leserinnen und Leser ermutigen, selbst etwas zur Verteidigung der Demokratie zu tun – im besten Kant'schen Sinne: "Sei so mutig wie möglich!" (Alexandra Föderl-Schmid, 14.3.2017)