Nach dem Einmarsch der Deutschen im damaligen Jugoslawien im Jahr 1941 wurde der Einsatz der Chirurgengattin Diana Budisavljevic zur (Über-)Lebensversicherung für unzählige serbisch-orthodoxe Kinder.


Foto: Tyrolia

Innsbruck – Beinahe wären Diana Budisavljevic und ihr unglaubliches Engagement vollkommen in Vergessenheit geraten. Auch erzählt kein Hollywood-Film ihre Geschichte. Doch sie hat ebenfalls Listen geführt, Listen mit Namen von fast zwölftausend Kindern, die in den Konzentrationslagern der kroatischen Ustasa dem Tod geweiht waren. Durch ihren selbstlosen und teils gefährlichen Einsatz konnten tausende Kinder gerettet und Pflegefamilien übergeben werden.

Nur durch Zufall entdeckte ihre Enkelin in den 1980er-Jahren Dianas Tagebuchaufzeichnungen auf dem Dachboden ihres Hauses in Zagreb. Das Original ist nicht zugänglich, die veröffentlichten Passagen wurden gekürzt und sind wissenschaftlich daher nur bedingt verwertbar. So hat sich Autor Wilhelm Kuehs dazu entschlossen, Dianas Geschichte in Romanform zu gießen. Dianas Liste (Tyrolia 2017) wird am Donnerstag in der Buchhandlung Tyrolia in Innsbruck präsentiert.

Dianas Geschichte beginnt und endet in Innsbruck. Hier wird sie 1891 als Spross der Handelsfamilie Obexer geboren und 1978 begraben. Hier lernt sie ihren Mann, den serbischen Chirurgen Julije Budisavljevic, kennen und folgt ihm 1919 nach Zagreb. Er entstammt einer bestens vernetzten Familie. Auf dieses Netzwerk wird Diana später zurückgreifen, um Zugang zu den Konzentrationslagern zu erhalten.

Unmittelbar nach Einrücken der Deutschen 1941 beginnen ethnische Säuberungen und das brutale Vorgehen gegen die Partisanen. Massaker an der serbisch-orthodoxen Bevölkerung finden statt, Frauen und Kinder werden verschleppt, die Kinder oft getrennt von den Müttern interniert. Als Diana von den Zuständen in den Konzentrationslagern erfährt, startet sie eine beispiellose Hilfsaktion. Mit Ende des Krieges, als es darum geht, die Kinder ihren Familien zurückzugeben, erleiden sie und ihr Hilfswerk einen herben Rückschlag. Die Kommunisten lassen ihre Kartothek mit sämtlichen Aufzeichnungen konfiszieren. (Dorothea Nikolussi-Salzer, 14.3.2017)