Eine Ernährung auf Basis der körpereigenen Aminosäuren könnte Wachstum und Fruchtbarkeit erhöhen, ohne die Lebenszeit zu verkürzen.

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Weniger essen schützt gegen zahlreiche altersbedingte Erkrankungen und kann die Lebenszeit verlängern. Allerdings führt das häufig auch zu verringertem Wachstum und geringerer Fruchtbarkeit. Eine spezielle Ernährung auf Basis der körpereigenen Aminosäuren könnte das Problem lösen und gleichzeitig Wachstum und Fruchtbarkeit erhöhen, ohne die Lebenszeit zu verkürzen.

Eine solche Diät hat nun eine Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns in Köln entwickelt – und zwar für Fruchtfliegen und Mäuse. Theoretisch ist die Idee der Forscher auf alle Organismen anwendbar – auch auf den Menschen.

Für die neue Fliegennahrung haben die Wissenschaftler aus den Aminosäuren, die im Fliegenkörper vorkommen, die exakte Zusammensetzung der Aminosäuren in der Nahrung berechnet. "Für die Rezeptur der Nahrung haben wir nur die Teile des Erbguts verwendet, die als Vorlage für Proteine dienen – die sogenannten Exons. Daraus haben wir den Anteil jeder Aminosäure aller Exons zusammen berechnet und eine Fliegennahrung entwickelt, die diese Aminosäure- Zusammensetzung genau widerspiegelt", erklärt George Soultoukis, einer der beteiligten Wissenschaftler.

Fliegen entwickeln sich schneller

Fliegen, die mit diesem Futter gefüttert wurden, entwickelten sich schneller, wurden größer und legten mehr Eier als Fliegen, die eine Standard-Ernährung erhielten. Erstaunlicherweise lebten sie genau so lang. "Die Fliegen, die die Genom-basierte Nahrung erhielten, aßen auch weniger als die Kontrollgruppe. Die von uns entwickelte Nahrung macht die Fliegen folglich auch schneller satt", erklärt Matthew Piper, der ebenfalls an der Studie mitgearbeitet hat.

Die positiven Effekte der Genom-basierten Ernährung konnten die Wissenschaftler auch in Mäusen erzielen. "Wir wollen jetzt herausfinden, wie sich unsere Genom-basierte Ernährung auf die Lebenserwartung von Säugetieren auswirkt", sagt Soultoukis.

Theoretisch lässt sich das Konzept auch für die menschliche Ernährung anwenden. Soultoukis erklärt: "Eine gezielte, vom menschlichen Erbgut abgeleitete Ernährung könnte sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Natürlich müssen Faktoren wie Lebensalter, Gesundheitszustand und Lebensstil berücksichtigt werden. Zu verstehen welche Aminosäuren wir in welcher Menge benötigen kann für die Zukunft von entscheidender Bedeutung sein." (red, idw, 15.3.2017)