Seoul – Nach der endgültigen Amtsenthebung von Präsidentin Park Geun-hye sind die Südkoreaner am 9. Mai zur Wahl eines neuen Staatsoberhaupts aufgerufen. Diesen Wahltermin gab am Mittwoch das Ministerium für öffentliche Verwaltung in Seoul bekannt. Die über eine Korruptionsaffäre gestürzte Park soll am kommenden Dienstag von der Staatsanwaltschaft vernommen werden.

Parks konservative Regierungspartei liegt nach dem Korruptionsskandal in Trümmern. Sie hat sich Anfang Februar im Bemühen um einen Neustart von Saenuri in Liberales Korea umbenannt. Mit welchem Spitzenkandidaten sie antritt, ist unklar.

Ban kandidiert nicht

Der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zog vergangenen Monat seine Kandidatur zurück. Am Mittwoch erklärte auch Regierungschef Hwang Kyo-ahn, dass er nicht kandidieren werde. Hwang übernahm nach Parks Entmachtung durch das Parlament kommissarisch ihre Amtsgeschäfte. Seine Aufgabe sei es, die "Staatsgeschäfte zu stabilisieren und für eine faire Wahl" zu sorgen, sagte Hwang. Liberale Oppositionsparteien gewannen unterdessen an Zustimmung. Moon Jae-in, ehemaliger Vorsitzender der oppositionellen Demokratischen Partei, liegt in Meinungsumfragen klar in Führung. Er hatte die Wahl gegen Park Ende 2012 verloren.

Die Staatsanwaltschaft will Park als Verdächtige in der Korruptionsaffäre befragen. Die Vorladung der Staatsanwaltschaft sei ihrem Anwalt am Mittwochmorgen zugesandt worden, teilte ein Sprecher der Anklagebehörde mit. Termin sei der 21. März um 09.30 Uhr (Ortszeit).

Parks Anwalt kündigte an, die Ex-Präsidentin werde mit den Ermittlern "kooperieren". Sie wird das vierte ehemalige südkoreanische Staatsoberhaupt sein, das wegen Korruptionsverdachts von der Staatsanwaltschaft verhört wird.

Die beiden Ex-Staatschefs Chun Doo-hwan und Roh Tae-woo, die in den 80er-Jahren und Anfang der 90er-Jahre mit Unterstützung der Armee regierten, saßen nach ihrem Rücktritt Gefängnisstrafen ab. Roh Moo-hyun nahm sich 2009 das Leben, nachdem er von Ermittlern wegen des Verdachts auf Bestechung vernommen worden war.

Park, das erste weibliche Staatsoberhaupt Südkoreas, war über die Korruptionsaffäre ihrer Vertrauten Choi Soon-sil gestolpert. Die inzwischen inhaftierte Choi soll ihre Beziehungen zu Park genutzt haben, um Millionenspenden für Stiftungen einzutreiben und sich dabei persönlich zu bereichern. Außerdem soll sich Choi in die Regierungsgeschäfte eingemischt haben. Das Parlament hatte im Dezember ein Amtsenthebungsverfahren gegen sie eingeleitet. Südkoreas Verfassungsgericht hatte am Freitag ein Parlamentsvotum für Parks Amtsenthebung bestätigt. Für Neuwahlen gilt eine 60-Tage-Frist. (APA, 15.3.2017)