Es ist ein Novum für Frankreich: Mit François Fillon wird erstmals ein bedeutender Präsidentschaftskandidat Gegenstand eines Strafverfahrens. Der 63-jährige Republikaner soll seine Frau Penelope zum Schein als parlamentarische Assistentin beschäftigt und aus der öffentlichen Parlamentskasse entlohnt haben.

Noch zu Jahresbeginn haben die Konservativen fest mit dem Wiedereinzug in den Élysée-Palast gerechnet. Nun ist ihr Kandidat in den Umfragen auf unter 20 Prozent gefallen. Er liegt damit für den ersten Wahlgang am 23. April klar hinter der Nationalistin Marine Le Pen und dem Unabhängigen Emmanuel Macron (beide rund 25 Prozent). Ganz abgeschrieben werden kann der Republikaner aber nicht, da alle Umfragen auf einen allgemeinen Rechtsschwenk in Frankreich hindeuten. Darin liegt paradoxerweise ein Malheur der Republikaner: Sie können Fillon nicht einfach in die Wüste schicken und einen populären Ersatzmann wie Alain Juppé nominieren. Fillons Starrsinn schwächt seine Partei und verleiht Le Pen Auftrieb.

Das wiederum ist Frankreichs Malheur. Und darin liegt auch eine Gefahr: Die bald einzige Hoffnung, um eine Präsidentin Le Pen herumzukommen, ruht auf Macron. Für den wahlpolitisch unerfahrenen Jungstar ist bisher alles wie am Schnürchen gelaufen. Das muss aber nicht so bleiben in diesem so unvorhersehbaren Wahlkampf, der noch fast zwei Monate dauern wird. (Stefan Brändle, 15.3.2017)