Lukas Resetarits erzählt im Geburtstagsprogramm "70er – leben lassen" von seiner Zeit als Arena-Besetzer und Atomkraftgegner.

Foto: Ernesto Gelles

Wien – Als Stimme aus dem Off brummt der Sonnenkönig. Nicht der Ludwig, sondern der Bruno. Wir sind auch bitte schön nicht in Hietzing, sondern beim Lukas Resetarits. In Floridsdorf. Der Kabarettist wird im Oktober 70 – in seinem 26. Programm, das jetzt im Stadtsaal Premiere hatte, nimmt er uns in seinem Renault 4 mit auf Nostalgiefahrt durch seine Jugendzeit, die Siebzigerjahre.

Ob Resetarits vergangenes Jahr irgendwann auf der niederösterreichischen Schallaburg gesichtet wurde, ist nicht bekannt. Sein Programm jedenfalls könnte als Bühnenfassung der dort abgehaltenen 1970er-Ausstellung durchgehen. Den Untertitel Damals war Zukunft hat er fast wortgetreu übernommen. Die große Zeit des gesellschaftlichen Aufbruchs soll Anreize für heute liefern.

Doch bevor es so weit ist, gibt der Meister des Schmähführens erst einmal eine Einführung in die Alltagskultur jener Zeit. Da geht es um die Revolution der Selbstbedienung beim KGM (Konsum-Großmarkt) inklusive Wurschtkranzl-Weglegung an der Kassa, weil die Papiergeldbörse noch gewisse Limits kannte. Es geht um den unerschütterlichen Glauben an Plastikgartensessel und gurtloses Autofahren, um Adjustierungsvorschriften wie "Eierteiler" und "Cowboyhammerln" und natürlich ums Rauchen, Rauchen und Rauchen: "Auf da Tankstö hot da Tankwart nur gsogt: 'Geh, hoit erm a bissl weg, den Tschick!'"

"Gehts wos hackeln!"

Politisch erinnert Resetarits an die großen Kreisky-Reformen: 40-Stunden-Woche, Frauenpolitik, Schulbuchaktion oder die Abschaffung der Prügelstrafe, die als "Reform von oben" noch eher Theoriecharakter gehabt habe. Als Arena-Besetzer und Atomgegner wirkte Resetarits maßgeblich mit am Erwachen einer kritischen Zivilgesellschaft. Mit der "Aufklärung der Massen" über links stieß man aber bald auch an Grenzen: Als Verteiler von Mao-Bibeln vor der Fabrik habe man statt revolutionärem Aufruhr eher ein "Gehts wos hackeln!" geerntet.

Die aufkommende Discoära sei dann die Ouvertüre zum Niedergang der Sozialdemokratie gewesen. Wo heute der Schuh drückt, benennt Resetarits mitunter stichwortartig: Konzerne, die keine Steuern zahlen, fehlende Eurofighter-Milliarden, ein Innenminister, der ihn physiognomisch an Mussolini erinnert. "Keine Angst vor der Zukunft", steht als Losung über diesem Programm. Etwas trauen, etwas wagen und bei alledem: den Schmäh nicht verlieren! (Stefan Weiss, 16.3.2017)