Im Fernverkehr der ÖBB entfallen 17 Prozent auf das Nachtzuggeschäft.

Foto: APA/ÖBB/Wegscheider

Wien – Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) will mit ihrem Nachtzugangebot, das durch die Übernahme einiger Strecken der Deutschen Bahn erweitert wurde, mehr Reisende in die Züge locken. Seit der mit dem Winterfahrplan (Dezember 2016) erfolgten Ausweitung wurden 450.000 Tickets für die "Nightjets" verkauft, sagte ÖBB-Personenverkehrs-Vorstandsdirektorin Valerie Hackl am Donnerstag vor Journalisten.

Eine Vergleichsgröße für die Zahl der verkauften Tickets gebe es – mangels Vergleichsbasis – nicht. Die internen ÖBB-Pläne habe man "erfüllt bis übererfüllt", versichert Hackl. "Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung." Die Zielgruppe ist breit gestreut und reicht von Familien mit kleinen Kindern bis zu Business-Reisenden und Individualtouristen, für die ein Hin- und Rückflugticket zu unflexibel wäre. Besonders die neue Nachtzugverbindung Innsbruck-Hamburg sei sehr gut gebucht, die meisten Tickets pro Verbindung entfallen auf die Strecke Zürich-Hamburg. Weitere Ziele sind Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, in Italien Rom, Venedig, Florenz und – ab 5. April – Livorno. Auf einigen Verbindungen kann das eigene Auto oder Motorrad mitreisen.

Vorteile gegenüber Deutscher Bahn

Die ÖBB habe Vorteile gegenüber der DB im Nachtzuggeschäft, da dieses bei der DB nur 1 Prozent des Fernverkehrs ausgemacht habe, bei der ÖBB jedoch 17 Prozent. Dadurch könne die Bundesbahn ihr Nachtangebot besser mit bestehenden Strecken verflechten. "Wir haben uns die Rosinen aus dem Nachtgeschäft der Deutschen Bahn herausgepickt, die in unser Netzwerk passen", meint Hackl. Einen strategischen Kurswechsel bei der DB mit dem aktuellen Führungswechsel an der Spitze erwartet sie nicht: "Wir haben keine Sorge, dass die Deutsche Bahn wieder ins Nachtzuggeschäft einsteigen wird".

Im Zuge des Ausstiegs der Deutschen Bahn aus dem Nachtzuggeschäft hat die heimische Staatsbahn von den Deutschen gebrauchtes Wagenmaterial übernommen. Dieses wird nun außen mit dem nachtblauen Anstrich der Nightjets und innen mit Reisefotos und anderen Elementen ausgestattet, um den Kunden ein "Wohlfühlerlebnis"' zu vermitteln. Frauen können bei Wunsch ein Bett in einem Damenabteil reservieren, Familien können für sich ein ganzes Familienabteil buchen. Frühstück mit frischen Semmeln kommt im Liege- und im Schlafwagen ans Bett – serviert von Newrest-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern, die sich vom Ein- bis zum Aussteigen um die Belange der Fahrgäste kümmern und nach Möglichkeit auch Formalitäten an der Grenze erledigen.

Umrüstung bis Jahresende

Bis Jahresende soll die Umrüstung der Nachtzug-Flotte auf das neue einheitliche Design abgeschlossen sein. Neben den gebrauchten Zügen sollen in Zukunft auch neue Züge im aktuellen Design angeschafft werden, insbesondere für den Italien-Verkehr. Die Kaufentscheidung ist aber noch nicht endgültig gefallen. Mit einem Flottenkauf in dreistelliger Millionenhöhe sollen dann ab 2020/2021 brandneue Liege- und Schlafwagen durch die Nacht rollen.

Die Preise richten sich nach dem Komfort: Wer ein Schlafwagen-Abteil DeLuxe mit eigener Dusche und Toilette für sich alleine bucht, kann dafür etwa auf der Strecke Wien-Rom schon mal 199 Euro auf den Tisch legen müssen. Wer sich mit einem Bett im Liegewagen mit maximal sechs Personen Belegung im Abteil begnügt und einen Sparschiene-Zug bucht, kommt hingegen mit 79 Euro schon deutlich billiger weg. Unerschrockene können ihre Börse schonen und die Strecke Wien-Rom mit Sparschiene um 39 Euro für einen Sitzplatz buchen – die 14 Stunden Fahrzeit könnten sich allerdings in Kreuzschmerzen und Übernächtigkeit auswirken. (APA, 16.3.2017)