Wien – Die österreichische Bundesliga schreibt vor dem Sommer die TV-Rechte für drei bis fünf Jahre ab 2018/19 aus. Es geht um jedenfalls mehr als heute 23 Millionen pro Jahr aus dem Fernsehgeschäft. Die Liga beschäftigt sich auch mit einem eigenen TV-Kanal.

4,9 Milliarden Euro

4,9 Milliarden Euro für drei Saisonen: So viel war Sky die Premier League wert, fast doppelt so viel wie im Vertrag zuvor. Aber: Rupert Murdochs Pay-TV-Riese hat mit der britischen Spitzenliga eine Klasse für sich. Und Sky hat dort vor allem eines: ernste Konkurrenz um Bezahlfernsehrechte.

Telekomriese BT zeigt über BT Sports seit 2013 einzelne Spiele der ersten Liga. 2015 überbot BT Sky bei der Champions League. Erst am 6. März überdribbelte British Telecom Murdoch mit 1,4 Milliarden Euro für weitere drei Saisonen der Europaliga. Rund 30 Prozent legte BT drauf. Dafür bekommt BT die Rechte nun exklusiv und muss sie nicht mit dem öffentlich-rechtlichen ITV teilen.

Die ewig gleichen Fragen

Abseits der Milliardenbeträge sind die Themen ewig gleich, auch für die österreichische Bundesliga. Sie schreibt in diesem Frühjahr die Fernsehrechte für die nächsten Jahre aus. Auch da geht es um Fragen wie: Gibt es ein Livespiel pro Woche im Free-TV wie bisher? Geht die Liga ganz ins Pay-TV? Welche Pay-Plattformen jenseits von Sky könnten die TV-Rechte interessieren? A1 vielleicht, Drei, T-Mobile (wie die Mutter Deutsche Telekom in Deutschland), Kabelnetze wie UPC (Kabler kauften in der Schweiz Eishockey-Rechte), Onlineplattformen wie Laola1 oder Sport1? Welche Free-TV-Sender könnten mitbieten – nach dem Ende der ATV-Sportredaktion 2016 und nun dem ATV-Verkauf an ProSiebenSat1Puls4?

"Geld macht man bei Sportrechten weltweit über Pay-Content": Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer (li.), im Bild mit Ligapräsident Hans Rinner.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

"Geld macht man mit Pay-TV"

Über solchen Fragen sitzt Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer mit den Klubs und potenziellen Interessenten. Und tüftelt an so zentralen Details wie Ankickzeiten – die sich ein ORF mit Bundesland heute anders wünscht als Puls 4 als wiederum Onlineuser. Und vor allem müssen sie für die recht unterschiedlichen Publika im Stadion passen.

Bis Herbst soll die "mediale Verwertung" für die nächsten Jahre geklärt sein. Derzeit spielt sie 22,5 bis 23 Millionen Euro pro Jahr ein, vor allem von Sky, auch dem ORF. Es soll, naturgemäß, mehr werden. Ebenbauer nennt im Gespräch mit dem STANDARD keine Summe, "damit würde man sich selbst beschränken. Aber: Ziel ist, Konkurrenz zu schaffen, dann wird auch die Erlössituation zufriedenstellen." Nachsatz: "Geld macht man bei Sportrechten weltweit über Pay-Content."

Idealmaße der Fußballwelt

Das Ziel umreißt Ebenbauer mit anderen Parametern: Derzeit machen die Medienrechte rund 15 Prozent der Einnahmen der Klubs aus. Idealmaße der Fußballwelt sieht er so: etwa gleich starke Einnahmen mit Medien, aus Tickets und Merchandising, aus Sponsorerlösen – und am besten noch ähnlich hohe Erlöse aus Spielertransfers. Rein rechnerisch müssten da 25 bis 33 Prozent von Sendern und Plattformen kommen.

Britische Klubs, auch hier ein Extrembeispiel, holen an die 60 Prozent aus Bewegtbildverträgen.

Die belgische Liga wiederum legte gewaltig zu, als sie ihre Medienrechte langfristig einer Vermarktungsagentur verkaufte – auf 70 Millionen pro Jahr.

In Israel stiegen die Rechteerlöse laut Ebenbauer gar um 300 Prozent, "weil Discovery dort in den Markt eingestiegen ist". Der US-Fernsehkonzern des UPC-Aktionärs John Malone kaufte 2015 für 1,3 Milliarden Euro die Olympiarechte von 2018 bis 2024. Der ORF hat sie 2018 und 2020. Im großen deutschen Markt laufen sie in den – teils freien, teils kostenpflichtigen – Eurosport-Kanälen von Discovery. Dem Olympischen Komitee versprach Discovery zudem einen eigenen Olympia-Sender.

Aus der Reihe "Etat-Symbolbilder": Das Spiel um die Bundesliga-Fernsehrechte ab 2018/19 rollt an.
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Eigene TV-Plattform

Ebenbauer schaut auch in die Niederlande, wo der Fußballverband 2008 mit den TV-Produktionsriesen Endemol und Talpa und einem Kredit der Royal Bank of Scotland einen eigenen TV-Sender für die Eredivisie startete. Wie sie längst auch Spitzenklubs von Real Madrid und der FC Barcelona über Manchester United bis, seit Februar 2017, auch Bayern München haben.

Ist eine eigene TV-Plattform ein Thema? "Wir beschäftigen uns natürlich auch damit", sagt Ebenbauer. Produktion von Bewegtbild ist weit günstiger geworden als etwa vor zehn Jahren, die Verbreitung einfacher, und es gibt mehr potenzielle Partner.

Ein Livespiel pro Woche im Free-TV "kein Muss"

Aber vorerst gilt für die nächste Rechtevergabe: "Wir fokussieren uns auf eine Ausschreibung im klassischen Stil." Also Rechteverkauf an Sender und Plattformen. Ein Livespiel pro Woche im Free-TV ist da "kein Muss", sagt Ebenbauer – aber ein Thema etwa bei Sponsoreinnahmen. Ohne dieses Livespiel zahlen Paysender gemeinhin mehr für Exklusivrechte – wie viel, ist die Schlüsselfrage.

Österreich ist mit dem Livespiel im Free-TV eine europäische Ausnahme, wie etwa auch die Schweiz. Dort legte Pay-Anbieter Swisscom 2016 konkurrenzbedingt ordentlich drauf. Die Liga dort steigerte sich von 14 auf mehr als 30 Millionen Franken pro Jahr.

Österreichs Liga sucht gerade die TV-Konkurrenz. ORF und Servus wollen die Ausschreibung "prüfen"; Sky schweigt dazu wie ProSiebenSat1Puls4. Dort hat man gerade mit der ATV-Sanierung zu tun. (fid, 17.3.2017)