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Mark Rutte bleibt wohl weiter Ministerpräsident der Niederlande.

Foto: Reuters / Yves Herman

Auf den letzten Metern sicherte er sich dann doch noch den Sieg. Mark Rutte, der aktuelle Ministerpräsident, wird wohl auch der neue sein. Wahlkampfhilfe kam ausgerechnet vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der im Streit um Auftrittsverbote seiner Minister in den Niederlanden vor Nazibeschimpfungen nicht zurückschreckte. Das gab dem 50-jährigen Ministerpräsidenten der rechtsliberalen VVD die Möglichkeit, sich als starken Mann zu inszenieren, konsequent Position zu beziehen und sich gleichzeitig nervenstark und staatsmännisch zu geben. Viele Niederländer, die vorher vielleicht daran gedacht hatten, den rechtspopulistischen Islamgegner Geert Wilders zu wählen, dankten es ihm mit ihrer Stimme. Sehr verbiegen mussten sie sich vermutlich nicht, klang die Rhetorik Ruttes gegen Ende des Wahlkampfes doch nicht viel anders als die von Wilders.

Proeuropäischer Kurs

Dabei steht der bürgernahe Rutte eigentlich für eine weltoffene und proeuropäische Linie, gilt aber auch als harter Verhandler für die liberale Sache. Eine Haltung, die ihm in die Wiege gelegt sein dürfte. Rutte wurde im Februar 1967 als Nachzügler und siebtes Kind in eine protestantische Unternehmerfamilie hineingeboren. Sein Vater Izaäk war vor seiner Geburt lange als Importeur in Niederländisch-Indien tätig gewesen, bevor sich die Familie in Den Haag niederließ. Zur Leidenschaft von Sohn Mark entwickelte sich früh das Piano. Als Jugendlicher liebäugelte er angeblich sogar damit, Konzertpianist zu werden. Schließlich entschloss er sich dann aber für das Studienfach Geschichte. Das politische Handwerk lernte er von Pike auf in der liberalen Jugendorganisation.

Erfahrung mit Wilders

Nach Jahren in der Personalabteilung von Unilever kam er 2002 als Staatssekretär ins Kabinett von Jan Peter Balkenende. 2010 wurde er erstmals Ministerpräsident, damals ließ er seine Minderheitsregierung noch von Wilders tolerieren. Der ließ die Regierung letztlich aus Protest gegen ein hartes Sparpaket auflaufen.

Seit 2008 unterrichtet Rutte, wenn es sich einrichten lässt, jeden Donnerstagmorgen ehrenamtlich an einer Hauptschule in Den Haag. Dafür nimmt er sich konsequent Zeit. Wofür er nach eigenen Angaben keine Zeit hat, ist eine Partnerschaft. Er ist alleinstehend und zelebriert einen einfachen Lebensstil. Dazu passend bewohnt er eine kleine Wohnung in Den Haag, fährt ein altes Auto und telefoniert mit einem Tastenhandy von Nokia (Manuela Honsig-Erlenburg, 16.3.2017)