Berlin – In der Wohnung eines mutmaßlichen "Reichsbürgers" (Staatsverweigerer) im deutschen Bundesland Thüringen hat die Polizei einen explosiven Fund gemacht. Die Beamten entdeckten in der Wohnung in Sondershausen Chemikalien, die sich zur Herstellung von Sprengsätzen eignen, nebst Bauteilen für Zündvorrichtungen, wie Polizeisprecher Thomas Soszynski am Donnerstag mitteilte.

Für andere Hausbewohner habe aber keine Gefahr bestanden, da die Substanzen für sich allein genommen nicht gefährlich seien. Die Wohnungstür hatten die Polizisten am Mittwoch öffnen lassen, weil sie Haftbefehle gegen den 31-Jährigen und seine Mutter wegen nicht bezahlter Geldstrafen vollstrecken wollten. Sie trafen die Bewohner aber nicht an. Die ließen stattdessen das Geld unterdessen durch einen Boten auf der Polizeidienststelle einzahlen.

Nun läuft allerdings ein neues Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz sowie illegalen Drogenbesitzes. Denn die Polizisten fanden in der Wohnung auch eine Marihuana-Plantage sowie mehrere selbst gebaute Elektroschocker. Die Funde aus der Wohnung wurden den Angaben nach sichergestellt. Was der Mann mit den Chemikalien vorhatte, blieb vorerst unklar. Er ist weiter auf freien Fuß, und die Polizei hat ihn noch nicht vernommen.

Im ostdeutschen Bundesland Thüringen gibt laut Verfassungsschutz mehr als 500 sogenannte "Reichsbürger". Mehrere Dutzend von ihnen riefen Ende 2016 ein "Königsreich Sondershausen" aus. (red, APA, dpa, 16.3.2017)