Durch "Genome Editing" gibt es erstmals die Möglichkeit, HIV-Gene wieder aus dem Erbgut der infizierten Wirtszelle auszuschneiden.

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War die Infektion mit dem HI-Virus zu Beginn der HIV-Pandemie in den 1980er-Jahren des letzten Jahrhunderts ein Todesurteil, so überleben heute mit Hilfe der antiviralen Medikamente HIV- infizierte Patienten jahrzehntelang und können ein annähernd normales Leben führen. Doch das Virus verschwindet durch die Behandlung nicht vollständig aus dem Körper und die Erkrankung flammt nach dem Absetzen der Therapie wieder auf.

"Eine Heilung der HIV Infektion zu erreichen, entweder durch langjährige medikamentenfreie Unterdrückung (Kontrolle) der Virusvermehrung, oder gar durch die komplette Entfernung aller HI-Viren aus dem Organismus, wird als eine der größten wissenschaftlichen Herausforderungen angesehen", sagt Joachim Hauber vom Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI) in Hamburg.

"Die stabile Integration der Virus-Gene in das Erbgut der Wirtszelle macht bisher die Heilung der HIV-Infektion unmöglich. Seit einiger Zeit deuten jedoch neuartige experimentelle Methoden zur Modifizierung der Erbsubstanz – Stichwort "Genome Editing" – erstmals Möglichkeiten an, die integrierten HIV-Gene wieder aus dem Erbgut der infizierten Wirtszelle auszuschneiden. Dadurch kann die HIV-Infektion zumindest auf Ebene der Zelle wieder rückgängig gemacht werden", so Hauber.

HIV vollständig entfernen

Aktuell wird versucht, HIV aus den infizierten Personen vollständig zu entfernen, indem die HIV Erbinformation eliminiert wird, die sich in das Genom einer infizierten Zelle einnistet. Ein System zur HIV-Entfernung wurde in den vergangenen Jahren vom HPI und der Technischen Universität Dresden entwickelt. "Es beruht auf der Generierung eines Enzyms, der Brec1 Rekombinase, das mit höchster Präzision die Gene von klinisch relevanten HI-Viren fehlerfrei aus der Wirtszelle entfernt", so Hauber.

Die bereits abgeschlossenen nicht-klinischen Versuche zeigten, dass in Mausmodellen die Viruslast nach HIV-Infektion bis unter die Nachweisgrenze der sensitivsten Assays gesenkt werden kann. Brec1 Rekombinase stellt demnach eine potenziell wichtige Komponente bei neuartigen HIV-Heilungsansätzen dar. Derzeit werden die Vorbereitungen für erste klinische Studien (Phase Ib/IIa) mit Brec1 in HIV infizierten Patienten getroffen. (red, idw, 17.3.2017)