1. Von Breitenecker zu Bussi Bär

Bestatter und Bankomaten, Liftkarten, Lebensmittelketten und Luftfahrt, Privatkliniken und Privatsender und oft auch öffentlich-rechtliche, Glücksspiel und Gratiszeitungen: Die Bundeswettbewerbsbehörde hat ein überaus abwechslungsreiches Geschäft.

Selbst im Mediengeschäfts hat die BWB mit äußerst unterschiedlichen Erscheinungen zu tun: Gerade hatte sie intensiven Kontakt mit ProSiebenSat1Puls4undbaldATV-Chef Markus Breitenecker. Seit vorigem Dienstag nun mit Bussi Bär: Der deutsche Verlagsriese Bauer verkauft ja seine Pabel-Moewig-Kinderzeitschriften "Bussi Bär", "Lissy" und "Bummi" an eine Burda-Tochter, in der schon Lego Ninjago, Prinzessin Lilifee und Bibi Blocksberg ihr Wesen treiben. Dafür fielen mir ein paar schöne Auflagen ein.

Hier zur Lockerung vor etwas härteren Themen ein paar historische Fakten zu Bussi Bär.
Das Kinderportal

2. Von Bussi Bär zu Brunhofer

Kennen Sie nomnoml.com? Das kleine Programm auf der Seite hat Daniel Kallin geschrieben. Offenbar ein Entwickler mit Verständnis für Menschen wie mich geschrieben: Wollen was darstellen, können aber nichts. nomnoml hilft da leider nicht in allen Lebenslagen, auf die der Satz zutreffen mag, in einer aber ganz gut: mit nomnoml können auch Menschen Abläufe und Organigramme darstellen, simpel, aber doch, die keinen Tau von Grafik, Webdesign und Programmieren haben.

Die simplen (und begrenzten) Möglichkeiten illustriert das Beispiel auf der Seite nomnoml.com anhand eines als eher rau bekannten Milieus: Piraten, Plündern, Ladung, Rum, Bärte, Singen, sowas (Achtung, mit Firefox funktionierte die Seite auch schon weniger gut). Einfach selbst herumspielen, kostet bisher nichts. Ich habe auch ein bisschen auf nomnoml herumgespielt.

Nicht mit Piraten, aber mit Channel Managern, mit Generälen und Direktorinnen. Wenn ich ORF-General Alexander Wrabetz richtig verstanden habe, dann wird das ORF-Programm – Radio und Fernsehen jedenfalls – künftig ungefähr so organisiert und entschieden (vergrößern hilft – als .png eingebunden):

Foto: fid/nomnoml.com

Gut möglich aber, dass ich da ein paar weitere Entscheidungsabläufe noch übersehen habe – die würden aber möglicherweise auch die Möglichkeiten dieses kleinen Programms und der Darstellbarkeit sprengen.

Aber diesen Donnerstag wird Alexander Wrabetz seine seit Ewigkeiten geplante und diskutierte Channel Struktur doch auch jenen erklären, die sie am meisten betreffen wird: den Redakteuren.

Foto: fid

Damit könnte hinter dieser Tür im ORF-Zentrum wohl auch diese Woche einiges Schnackerlstessen auftreten – für nicht Umgangssprachkundige: Schluckauf, der ja nach dem Volksmunde jene ereilt, über die gesprochen wird. Das geschah auch letzte Woche schon recht intensiv, da mit den Schwerpunkten Stil und Umgang.

Das ist das vorläufige Büro von Roland Brunhofer auf dem Küniglberg, der künftig nach dem Betriebsrat im Landesstudio Oberösterreich und dem auch wirtschaftlich recht forsch gemanagten Landesstudio Salzburg künftig ORF 2 als Channel Manager führen soll, wo die wichtigsten (und ohnehin fast alle größeren) Fernseh-Informationssendungen und Magazine laufen. Die Redakteure, jedenfalls sehr viele von ihnen, sind, das haben sie ja schon in einigen Resolutionen kundgetan, ernsthaft besorgt über die geplante Struktur. Und, weniger öffentlich, aber zumindest ebenso resolut, über die geplante Besetzung mit dem grundsätzlich recht durchgriffsfreudigen Brunhofer, der von seiner Sicht der Welt kaum abzubringen ist, wie sich gerade an einem Beispiel zeigte.

Foto: fid

Brunhofers derzeitiges Büro liegt übrigens nur auf den ersten Blick etwas abgelegen im Erdgeschoß. Tatsächlich sind es in aktueller Konstellation nur ein paar Stufen und wenige Meter bis zum Büro des ORF-Generals.

3. Von Dichand zu Funke – und zurück

Die Konfliktstoffzufuhr der Woche muss die ORF-Redakteursversammlung am Donnerstag nicht alleine übernehmen: Schon am Dienstag liefert das gemeinhin explosive Gemisch von Dichand, Raiffeisen und Funke (!) Zündstoff, von "Krone" und "Kurier" und Mediaprint, von allerlei (untereinander nicht immer harmonischem) Management und Redaktionen in diesem Zeitungsriesen.

Einmal im Quartal treten die Eigentümervertreter der Mediaprint und ihrer Zeitungen üblichweise zusammen, die Aufsichtsgremien der "Krone", des "Kurier" und zudem der gewichtige Gesellschafterausschuss der Mediaprint, in dem Familie Dichand (Krone), Raiffeisen (Kurier) und Funke-Gruppe (Krone/Kurier) jeweils zwei Mandate zukommen. Dienstag ist es wieder soweit.

Die Stimmung im sogenannten GAS dürfte seit zumindest eineinhalb Jahrzehnten nicht allzu ausgelassen sein. Und die jüngste Entscheidung des Schiedsgerichts im Konflikt Funke-Dichand dürfte die Herzlichkeit im Gremium jedenfalls nicht erhöhen: Die drei Schiedsrichter wiesen ja nach STANDARD-Infos alle Vorhaben der Funke-Gruppe ab.

Hat nach dem jüngsten Schiedsspruch guten Grund zum Lächeln: Christoph Dichand, Erbenvertreter, Herausgeber, Chefredakteur der "Krone", hier bei einem Sommerfest der Zeitung.
Foto: Mediaprint / Peter Tomschi

Die deutschen 50-Prozent-Eigentümer der "Krone" wollten die Rahmenvereinbarungen mit Familie Dichand aufkündigen, die den Dichands millionenschwere Gewinne pro Jahr garantieren. Die Vereinbarungen binden die Stimmen der Funke-Vertreter im Mediaprint-Gesellschafterausschuss auch an jene der Dichands – damit steht es im Grunde stets 4 zu 2 gegen Raiffeisen in dem Gremium, dem Mehrheitseigentümer des "Kurier".

Wie herzlich die "Krone"-Eigentümer miteinander umgehen, illustriert vielleicht ein markantes Detail: Bernhard Schneider war von 2007 bis 2015 einer von üblicherweise drei Mediaprint-Geschäftsführern, er vertrat im Management des Krone-Kurier-Konzerns die deutsche Funke-Gruppe. Seit 2014 und bis heute ist Schneider laut Firmenbuch Geschäftsführer beziehungsweise Mitglied der Geschäftsleitung in den "Krone"-Verlagsgesellschaften.

Allein: Die Dichand-Seite soll nach STANDARD-Infos jedenfalls bis in das Jahr 2017 hinein die Auszahlung von Gehältern an Schneider blockieren. Anwälte beschäftigten sich jedenfalls schon recht ausführlich damit. Der Konflikt könnte noch Arbeitsgerichte beschäftigen, wenn er nicht überraschend doch noch beigelegt wurde.

In der anderen, kleineren Hälfte der Mediaprint wiederum rumort es schon eine Weile wegen einer anstehenden Neuorganisation der "Kurier"-Redaktion(en) in sogenannte "Pools" – Wochenschau-Lesern sind die Schwierigkeiten am Beckenrand vielleicht noch geläufig. Da geht es um Print und Online, um die Aufweichung von Ressortgrenzen, neue Arbeitsabläufe. Man kennt das und die daraus entstehende Unruhe aus vielen Medienhäusern.

Wohl aus dieser Unruhe heraus werden auch die Hinweise wieder häufiger auf eine Beteiligung von kurier.at-Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner: Der hält seit Jahren und weiterhin 6,5791 Prozent an der Wiener Softwareentwicklung Alice-Interactive. Allein: Dass er die Beteiligung behält, hat er nicht nur bei seiner Anstellung mit der "Kurier"-Führung geklärt, sondern auch kommuniziert (ich hab' damals die Anteilshöhe etwas unpräzise angegeben). Und dass das Onlinemagazintool Pagestrip von Alice-I inzwischen bei zwei kurier.at-Longreads, etwa "Fischer zieht in den Krieg", zum Einsatz kam, wurde laut "Kurier"-Geschäftsführer Thomas Kralinger vorweg, transparent und korrekt mit den zuständigen Stellen im "Kurier" geklärt. Kaltenbrunner selbst sagt das ebenso, nur ausführlicher – etwa dass Pagestrip in den zwei redaktionellen Fällen kostenlos eingesetzt wurde. Damit diese Nebensache hier nicht räumlich ausufert, können Sie seine komplette Stellungnahme hier nachlesen. Kralinger noch genereller: "Wir probieren vieles aus, und darunter auch das."

4. Von Wien an die Côte d'Azur

Nach diesem ersten Schritt zum versöhnlichen Wochenschau-Schluss noch eine sonnige Aussicht – jedenfalls für Branchenverleger Christian W. Mucha. Es könnte nun wirklich langsam ernst werden mit seinem Abschied von "Extradienst" und Co, sagen Menschen, die es wissen sollten. Mucha dürfte dann mit seiner Frau Ekatarina noch ein bisschen mehr Zeit in ihrem als schmuck geschilderten Domizil an der Côte d'Azur verbringen können.

5. Von analog zu digital

Und versöhnlich geht es gleich weiter: "Für Radioveranstalter ist es von zentraler Bedeutung, ihre Programme über alle technischen Plattformen anbieten zu können. Neben dem derzeitigen Hörfunkstandard UKW ist DAB+ eine wichtige Weiterentwicklung des Hörfunks, die voraussichtlich ab 2018 in Österreich zur Verfügung stehen wird."

Wer ließ so digitalradiofreundlich am Samstag von sich lesen – und kam damit leider zu spät für das gewohnt gemeine Etat-Wochenquiz? War das

o Wolfgang Struber, Radio Arabella und Verein Digitalradio Österreich?

o Monika Eigensperger, Radiodirektorin und FM4-Chefin?

o Ernst Swoboda, Kronehit und Verband Österreichischer Privatsender (VÖP)?

Swoboda war's, aus Anlass einer gemeinsamen Fachtagung von Digitalradioverein und VÖP am 28. März, bei der potenzielle Plattformbetreiber (Multiplexanbieter) für DAB+-Sendernetze ihre Konzepte interessierten Rundfunkveranstaltern vorstellen sollen. Die Multiplexe für Digitalradio hat die Medienbehörde ja inzwischen ausgeschrieben.

Swoboda sprach schon weit skeptischer über Digitalradio – und verweigerte sich auch dem Pilotversuch für DAB+ in Wien, damals Hand in Hand und doch über Kreuz mit dem ORF.

6. Alles bleibt besser

Aber wie hieß es einst so treffend bei ORF-Generalin Monika Lindner? Alles bleibt besser.

Was keineswegs voraussagen soll, dass sich noch der eine oder ORF-Redakteur Werner Mück als zentralen Chefredakteur zurückwünscht. Rundweg auszuschließen ist auch das nicht. Bleiben Sie dran. (Harald Fidler, 20.3.2017)