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Die Uni Oxford hat gemeinsam mit Googles KI-Firma eine KI entwickelt, die Lippen lesen kann. Hier etwa von US-Präsident Trump.

Foto: AP/Monsivais

Wissenschaftler der Oxford-Universität haben gemeinsam mit Googles KI-Unternehmen DeepMind ein Programm entwickelt, das Lippen lesen kann. Trainiert wurde das System mit tausenden Stunden BBC-News-Material. Mittlerweile ist die KI in der Lage 50 Prozent der Wörter korrekt zu erkennen. Zum Vergleich: Eine professionelle Lippenleserin hatte bei gleichem Material eine Erfolgsquote von nur zwölf Prozent.

KI bezieht Kontext mit ein

Joon Son Chung, einer der beteiligten Studenten, gab gegenüber der BBC an, wie schwierig es eigentlich ist, Lippen richtig zu lesen. Manche Wörter würden etwa sehr ähnliche Mundbewegungen erzeugen, weshalb das System auch Kontext miteinbeziehen muss. Mehr als 17.500 Wörter hat die KI mittlerweile gelernt und erkennt aufgrund des verwendeten Materials recht gut Zusammenhänge.

Gehörlosen-NGO begeistert

Die Technologie benötigt noch einige Zeit, bis die Erfolgsquote weiter erhöht werden kann und in der Praxis verwendet wird. Die britische NGO "Action on Hearing Loss" zeigt sich trotzdem begeistert. Die Nichtregierungsorganisation setzt sich für die rund neun Millionen Gehörlose und Menschen mit Hörverlust in Großbritannien ein. Diesen könnte dadurch etwa bessere Untertitel beim Fernsehen ermöglicht werden oder insgesamt eine bessere Kommunikation in lärmintensiven Umgebungen bieten.

Soll nicht Menschen ersetzen

Laut Jon Soon Son Chung hat das System allerdings noch mit Einschränkungen zu kämpfen. So kann die KI momentan nur vollständige Sätze entschlüsseln und nicht einzelne Wörter. Chung sieht trotzdem für die Zukunft eine Menge Potential, etwa bei der Sprachsteuerung in lauten Umgebungen oder beim Untertiteln von alten Stummfilmen. Sowohl die Forscher der Universität als auch die NGO "Action on Hearing Loss" sind sich übrigens einig, dass die KI mit Sicherheit keinen professionellen Lippenleser ersetzen wird. Das System soll lediglich bei der Treffsicherheit weiterhelfen. (dk, 18.03.2017)