Ein roter Steyr aus den 1950ern fasziniert heute immer noch, auch große Buben.

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Ulli durfte nie mit dem Traktor fahren. Auch wenn sie die innig geliebte Tochter ihres Vaters ist. Zu schwer, zu kompliziert, zu gefährlich, sagte er. Ein roter Steyr-Traktor, Baujahr 1954, eigentlich unverwüstlich. Das Herzstück vom Eduard.

Als dann der Schwiegersohn dastand und fragte, ob er einmal mit dem Traktor fahren dürfe, mit diesem Prachtstück, da drückte ihm Eduard mit glänzenden Augen den Schlüssel in die Hand und sagte: "Fahr nur, Bub, geht ganz einfach." Das mag etwas mit Geschlechterklischees zu tun haben.

Erwachsen und ganz Kind

Der Bub ist an sich ein erwachsender Bub, meistens jedenfalls, aber jetzt war er wieder ganz Kind, startete mit feuchten Händen diesen schönen roten Traktor, der ganz langsam nach Luft schnappte, bis er gleichmäßig im Leerlauf tuckerte. Rein mit dem Retourgang und raus aus der Scheune.

Auf den Feldweg, Erste, Zweite, Dritte, Vierte, 17 PS, da kann nicht viel passieren. Auf und ab, dann in den Ort hinein, sollen ruhig alle sehen und sich mitfreuen. Dann kam der Schiestl Michael, quasi der Nachbarsbub, auch schon ein Großer, und bot seinen Traktor an. Ein neuer, großer Traktor, ein Lindner mit 74 PS. "Magst fahren?"

Da schnauft der Schiestl Michael

Unbedingt! Mehr Gänge, mehr Kraft. Einmal durch den Ort, dann raus über den Kreisverkehr, ein Haucherl zu flott vielleicht, oh-oh-oh, sagte der Schiestl Michael am Beifahrersitz, dann rein in den Wald und rauf auf den Berg. Ein herrlicher Nachmittag in Bogenfeld, da wurden Bubenträume wahr. Mädchenträume nicht. Aber das müssen sich Ulli und ihr Papa ausmachen. Vielleicht am nächsten Frauentag. (Michael Völker, 29.3.2017))