Kuusamo – Eis. Die Karre bricht aus. Verzweifelt schürfen die Pneus im Ungefähren, bis 300 PS unter dem Gebrüll der geschundenen Kreatur doch die Richtung finden und von der einen Kurve raus in die nächste drängen, wo das Pendel erneut ausschwingt in einen ungeheuren Drift, aus dem man sich nur durch herzhaftes Gasgeben befreien kann.

Selbstgemachter Schneesturm: Wir sind Seat zum Snow Camp nach Finnland gefolgt, haben uns auf dickes Eis begeben und auch was gelernt.
Foto: Seat

Natürlich geschieht das zuerst mit wildem Sägen am Volant, bis man beginnt, den Groove zu schmecken, geduldiger wird, zartere Befehle gibt und dem Auto die Arbeit überlässt. Denn im Hintergrund, unbeeindruckt vom den lächerlichen Bemühungen des Greenhorns, wachen tausend Sensoren, prüfen, wägen ab, regeln, verteilen die Gewalten nüchtern und klug und helfen dir aus der Patsche, dass die Überzeugung reift, man wäre der beste Eisfahrer, der je seine Furchen am gefrorenen See hinterlassen hat.

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Dann der Meister. Schon im Anflug auf die erste Biegung ist klar, dass sich Juha Kankkunen wohl ordentlich verschätzt hat und wir ungespitzt den Kurs verlassen werden, doch wie durch ein Wunder wedeln wir durch die Kurve, nehmen die nächste im Querdrift, schießen weiter, und er, er sitzt da, erklärt, dass das alles überhaupt kein Problem sei, malt mit der einen Hand kommentierend Linien in die Luft, während die andere das Lenkrad in wenigen fließenden Bewegungen dirigiert.

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"Let the car work", sagt er und meint, dass das 4Drive-System aus all den sich aus geringer Haftung ergebenden Problemen ein Kinderspiel macht. Die Haldexkupplung (Generation 5) verschränkt Vorder- mit Hinterachse, EDS orchestriert anstelle konventioneller Differenzialsperren die Innen- und Außenräder, all das geschieht in einem Augenaufschlag, und die Kraft packt dort an, wo Grip ist.

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Während die Elektronik im Normalmodus die Fahrt so streng überwacht, bis man im Extremfall zum Stillstand kommt, erlaubt die Sport-Stellung spektakuläre Driftwinkel, hübsche Tempos und steigert den Spaß. Seat rüstet so den auf 300 PS erstarkten Leon Cupra aus, aber auch der 150-PS-TDI und 150-PS-Benziner im Ateca, Alhambra und Leon ST X-Perience kommen in den Genuss dieses überzeugenden Allradantriebs. (Andreas Hochstöger, 22.3.2017)

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Nachlese:

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