Reisende mit billigen Inlandstarifen werden wohl auch in Zukunft Roaming-Gebühren zahlen.

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Für Urlauber und Geschäftsreisende beginnt ab Juni eine neue Zeitrechnung, dann wird Europa wird zur roamingfreien Zone. Erste Mobilfunker in Österreich und Deutschland haben aber bereits schon jetzt die Notbremse gezogen: Sie haben Tarife auf den Markt gebracht, bei denen Roaming gar nicht erst angeboten wird. Das Smartphone kann so nur innerhalb des Heimatlandes verwendet werden, im Ausland ist das Einbuchen in Mobilfunknetze gar nicht möglich. Reine LTE-Datentarife mit unlimitierten Datenvolumen, wie sie hierzulande von allen Netzbetreibern angeboten werden, können ebenfalls nicht im Ausland genutzt werden.

Datenpreise sinken

Die Ursache für diese Tarifgestaltung sind jene Preise, die Mobilfunker im Ausland für Daten bezahlen müssen. So müssen sie für ein GB Daten ab Juni 7,7 Euro auf den Tisch legen. Danach sinkt der Preis jährlich weiter ab, bis 2022 das GB dann nur mehr 2,5 Euro kostet. Für viele Anbieter sind diese Preise nur schwer bezahlbar.

Die Einkaufspreise für Mobilfunker im EU-Ausland ab 15. Juni 2017. Die Folie zeigt auch, was in Österreich für Daten, SMS und Minuten kosten können. Die Folie stammt von einer Pressekonferenz des Mobilfunkers Hot.
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So würde etwa der erfolgreiche heimische Diskonter Hot, der um 9,90 Euro pro Monat neben 1000 SMS/Minuten auch 4 GB Daten anbietet, kräftig draufzahlen, wenn seine Kunden tatsächlich das gesamte Datenvolumen während ihres Aufenthalts im Ausland verbrauchen. Hot-Chef Krammer hat aber bereits festgehalten, dass er keine Tarife ohne Roaming verkaufen wird.

"Tragfähigkeitsklausel" erlaubt weiterhin Roaminggebühren

Allerdings hat sich die EU-Kommission auch für derartige Fälle etwas einfallen lassen: Beschert die neue Regelung einem Anbieter mehr als 3 Prozent Verlust, dann darf er weiterhin Roaminggebühren einheben. Krammer kann sich vorstellen, diese sogenannte "Tragfähigkeitsklausel" zu nutzen wird. Er hofft aber, dass seitens der EU-Kommission noch eine bessere Lösung auf den Tisch gelegt wird.

"Fair Use"-Limits

Für die Mehrzahl der Kunden wird die neue Regelung aber tatsächlich das Ende der ungeliebten Roaminggebühren bringen. Allerdings können sie nicht einfach ihre gesamtes Datenvolumen auch im EU-Ausland nutzen, sie müssen "Fair Use"-Limits beachten. Die Limits sehen vor, dass nur ein bestimmter Teil des inländischen Datenvolumens auch im Ausland genutzt werden kann.

Die EU hat dafür eine eigene Formel erdacht. Demnach gilt: Nettopreis des Tarifs im Inland dividiert durch den Einkaufspreis für Mobilfunker im Ausland multipliziert mal zwei ergibt das Datenvolumen, das innerhalb der EU genutzt werden kann. Ein Beispiel: Kostet ein Tarif 15 Euro, und der Einkaufspreis beträgt zehn Euro, dann können Kunden maximal drei GB im Ausland verbrauchen. (sum, 26.3.2017)