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Yogi Adityanath führt seit Sonntag den indischen Staat Uttar Pradesh.

Foto: Reuters / Pawan Kumar

Neu Delhi / Wien – Zu sagen, dass der neue Regierungschef des indischen Staates Uttar Pradesh ein Yogafan wäre, ist gewiss eine Untertreibung. Yogi Adityanath will die Praxis auch allen anderen Einwohnern seines Staates aufzwingen. Wer nicht bereit sei, täglich den Sonnengruß zu absolvieren, dem "empfehle ich, sich im Meer zu ertränken oder sein Leben in einem dunklen Raum zu verbringen", sagte der 44-Jährige während des Wahlkampfes. Nach einem fulminanten Sieg wurde er am Sonntag angelobt.

Es ist bei weitem nicht die einzige radikale Aussage des Politikers, der 1972 als Ajay Singh Bisht geboren wurde und sich seit zwei Jahrzehnten mit dem religiösen Titel Yogi schmückt. Dies bereitet seinen Gegnern Sorge, die sich fragen, ob der Oberpriester des Gorakhnath-Tempels den größten Bundesstaat Indiens so führen will, dass die 40 Millionen Muslime unter den 220 Millionen Einwohnern nicht Ziel von Gewalt werden.

Schnelle Radikalisierung

Die Geschichte seiner Radikalisierung ist schnell erzählt: Der einstige Mathematikstudent kam Anfang der 1990er-Jahre mit einer radikalen Gruppe in Uttar Pradesh in Kontakt, die forderte, am Standort einer 1992 bei blutigen Unruhen zerstörten Moschee den Tempel des Rama wiederzuerrichten, der dort bis 1528 gestanden war. Dieser hindunationalistischen Bewegung, die das Ziel verfolgt, aus dem säkularen Indien einen Hindu-Staat zu machen, schloss er sich an.

Von seiner Familie sagte er sich fortan los. Weil die radikale Strömung auch in der jetzigen Regierungspartei BJP an Einfluss gewonnen hatte, kam er gemeinsam mit dem religiösen Aufstieg auch in die Politik. Seit 1998 sitzt er im Parlament. Einen Namen hat er sich vor allem dort gemacht, wo es darum geht, aus radikaler Stimmung Stimmen zu machen. 2007 verbrachte er 15 Tage in Untersuchungshaft, weil Anhänger während seiner Veranstaltung ein muslimisches Mausoleum in Brand gesetzt hatten.

Lynchmord verteidigt

Als 2015 Hindus einen Muslim ermordeten, weil dieser eine Kuh geschlachtet hatte, verteidigte der Yogi die Täter. Als Rache für die Vergewaltigung einer hinduistischen Frau durch Muslime forderte er, "hundert von ihren Frauen zu nehmen".

Qualifikationen in Management oder guter Regierung, wie sie sein Parteikollege, Premier Narendra Modi, gern betont, hat er nicht. Laut einer finanziellen Offenlegung verfügt er über weltliche Werte von rund 100.000 Euro. Den Großteil machen drei Autos aus. Außerdem besitzt er einen Revolver und ein Gewehr. (Manuel Escher, 20.3.2017)