Gellende Laute und Jetztzeitstimmung: Die Musik zu "Du darfst mich töten, wenn du mich liebst" kommt von Manfred Engelmayr (links) von Bulbul.

Foto: KLAUS PICHLER

Warnung vorweg: Frühlingsgefühle kommen hier nicht auf. Ivan ist allein in einer Welt zurückgeblieben, in der auf den Feldern draußen nur mehr Tote liegen. Er ist der letzte Mensch. Seine unabwendbare Sehnsucht nach Leben, nach Freude oder nach blühendem Flieder bringt ihn auf eine furchtbare Idee: Er will die Toten einsammeln, um aus ihren Resten eine neue Welt zu bauen.

In den Hörlandschaften der österreichischen Künstlerin Falkner wohnt der wohldosierte Horror. Er lässt kaum Licht herein und ist zudem von nachhallend ernster Dröhnung.

Ihr Werk ordnet Falkner gattungsunabhängig in durchnummerierte Manifeste. Mit Nummer 44, Der schwarze Trauerzug [...], gewann sie vor zwei Jahren den Ö1-Hörspielpreis der Kritik.

Nummer 50 nun, Du darfst mich töten, wenn du mich liebst, wurde von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste im November zum Hörspiel des Monats gewählt. Seit Dienstagabend, 21 Uhr, ist die Sendung auf oe1.orf.at zu hören.

Das akustisch erschlossene Zombiegenre ist ein Idealfall für Gruselphobiker, die den Anblick von Untoten nicht direkt brauchen. Und wo könnten die baumelnden Hände und die wackeligen Köpfe der tollpatschigen Neogeschöpfe besser Gestalt annehmen als in unseren eigenen Gehirnen?

Dabei ist der hier praktizierte Alchimismus todernst: Ein Überlebender erkennt, dass er ohne die anderen nichts ist und vergehen wird. Manfred Engelmayr von Bulbul hat dazu eine fantastische frankensteinische Musik und Geräuschwelt erschaffen, die mit trügerischer Wärme das Hörspiel durchzieht. Gellende Laute inklusive. Sie verbreitet keine Endzeit-, sondern Jetztzeitstimmung. (Margarete Affenzeller, 22.3.2017)