Am Freitag eröffnet der Verein Phurdo (Romanes: Brücke) offiziell sein Beratungszentrum in Salzburg. Das Projekt ist von der EU gefördert. Im Bild: Obmann Raim Schobesberger berät einen Klienten.

foto: phurdo

Salzburg – Der Verein heißt Phurdo, was auf Romanes so viel wie Brücke bedeutet. Der Name ist durchaus programmatisch zu verstehen: Es gehe um eine Brücke zwischen Roma und Sinti sowie der Mehrheitsbevölkerung, sagt Vereinsobmann Raim Schobesberger.

Ursprünglich hat Phurdo als kleiner Kulturverein begonnen, inzwischen ist die Brücke eine zentrale Anlaufstelle für Roma und Sinti in Salzburg. "Wir beraten aktuell rund 60 Personen", sagt Schobesberger im STANDARD-Gespräch. Und das, obwohl das neue Beratungszentrum erst am Freitag offiziell aufsperrt.

Sprache und Wohnen

Für die Einrichtung erhält Phurdo vom Europäischen Sozialfonds und vom Sozialministerium 420.000 Euro – das Geld muss für dreieinhalb Jahre reichen. Zielgruppe sind alle Roma-Bettler wie auch sesshafte und Roma mit Migrationshintergrund.

Wichtigster Bestandteil des Projektes ist die Unterstützung der Menschen auf dem Weg in die Arbeitswelt. Die Probleme auf dem Weg dorthin sind gerade für reisende Roma vielfältig; sie reichen von sprachlichen Hürden bis zur Wohnungssuche. Umgerechnet zwei Vollzeitmitarbeiter kümmern sich um die Hilfesuchenden.

Bewachung von Brücken

Ein spezifischer Teil ist das Korbflechten. Hierbei will Phurdo an Fähig- und Fertigkeiten der Roma anknüpfen und auch ein altes Handwerk wiederbeleben. Stadt und Land Salzburg beteiligen sich an dem Arbeitsmarktprojekt übrigens nicht.

Die Stadt nimmt aber viel Geld in die Hand, um eine private Überwachungsfirma zu bezahlen, die notreisende Roma von ihren Schlafplätzen unter den Brücken der Stadt vertreibt. Laut Stadtsenatsbeschluss Anfang März sind dafür bis zu 170.000 Euro für 2017 vorgesehen. Offiziell ist das Geld für "Bewachungsleistungen allgemeiner Natur" vorgesehen – de facto wird der Löwenanteil davon aber für die Vertreibung von Bettlern verwendet werden.

Leib und Leben

Die Bürgerliste war die einzige Fraktion, die gegen das Engagement einer privaten Security gestimmt hatte. Die Neos – sonst, wie Gemeinderatsklubobmann Sebastian Huber betont, immer gegen Bettelverbote – stimmten dafür. Ressortmäßig sei man für die Brücken zuständig, und das Risiko, dass jemand vom Schlafplatz in die Salzach falle, sei zu groß. "Da geht Leib und Leben vor." (Thomas Neuhold, 23.3.2017)