Berlin – Zwei Jahre nach dem Absturz einer Germanwings-Maschine zweifelt der Vater des Co-Piloten Andreas L. offizielle Ermittlungsergebnisse an, wonach sein Sohn das Flugzeug absichtlich in die französischen Alpen gelenkt hat. Bei dem Unglück am 24. März 2015 starben 150 Menschen.

Es gebe "keinen einzigen wirklich stichhaltigen und belastbaren Beleg", dass sein Sohn sich und die 149 anderen Passagiere und Besatzungsmitglieder "vorsätzlich und geplant" in den Tod geflogen habe, sagte Günter L. in einem am Mittwoch verbreiteten Interview der deutschen Zeitung "Zeit".

"Unser Sohn war ein sehr verantwortungsvoller Mensch. Er hatte keinen Anlass, einen Selbstmord zu planen und umzusetzen, und erst recht nicht, dabei noch 149 andere unschuldige Menschen mitzunehmen", sagte L.. "Ein solches Verhalten passt einfach nicht zu ihm und seiner Persönlichkeit."

Lufthansa: Ursache ist geklärt

Die Germanwings-Maschine war auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen zerschellt. Im Abschlussbericht der französischen Untersuchungsbehörde BEA vom März 2016 hieß es: "Die Kollision mit dem Boden wurde durch eine bewusste und geplante Handlung des Co-Piloten verursacht, der entschieden hatte Suizid zu begehen, während er allein im Cockpit war."

Bei der Konzernmutter Lufthansa hieß es: "Die Behörden haben die Absturzursache aufgeklärt, es gibt keinen Grund an den Ergebnissen zu zweifeln." Für Empörung aufseiten der Hinterbliebenen sorgte jüngst die Ankündigung von Günter L., am Freitag und damit genau zwei Jahre nach dem Unglück, in Berlin vor die Presse zu treten. Luftfahrt-Experte und Opfer-Anwalt Elmar Giemulla hat dies als "Showveranstaltung" kritisiert.

"Völlig deplatziert"

Auch ein Lufthansa-Sprecher äußerte sich kritisch: "Aus unserer Sicht ist solch eine Veranstaltung an diesem Datum völlig deplatziert", sagte ein Lufthansa-Sprecher. Der 24. März sollte allein der Trauer der Angehörigen und dem Gedenken an die Toten gewidmet sein. Lufthansa-Chef Carsten Spohr nimmt am Freitag zusammen mit den Hinterbliebenen an einer Gedenkveranstaltung nahe des Absturzortes teil.

Günter L. kritisierte das Vorgehen der Behörden. "Es gab ganz offensichtlich Dinge, die man gar nicht erst ermittelt hat, vielleicht weil man sie nicht ermitteln wollte", sagte er der Zeitung. Der Vater des Co-Piloten will mit dem Journalisten und Luftfahrtexperten Tim van Beveren am Freitag ein Gutachten vorlegen. Dieser habe Ermittlungsakten ausgewertet und eigene Recherchen vorgenommen. "Die These eines vorsätzlichen Massenmords ist nicht haltbar", sagte van Beveren der "Zeit". (APA, 22.3.2017)