• Ein Angreifer hat am Mittwochnachmittag auf der Londoner Westminster Bridge mehrere Menschen überfahren. Anschließend stieg er vor dem Parlament aus dem Auto und griff weitere mit einem Messer an. Er wurde von der Polizei erschossen.
  • Die Polizei hat mittlerweile vier weitere Tote bestätigt. Darunter ist auch ein Polizist.
  • Derzeit gehe man von einem einzelnen Täter aus, die Ermittlungen in dieser Sache seien aber noch nicht abgeschlossen.
  • Die Polizei geht von einem Terrorakt aus. Sie vermutet einen Zusammenhang zum islamistischen Terrorismus.
  • Die Identität des Angreifers ist der Polizei bekannt.
  • Mehr als 40 Personen wurden verletzt. Laut Krankenhausquellen waren Mittwochabend noch mindestens zwei in einem kritischen Zustand.
  • Premierministerin Theresa May hat das Sicherheitskabinett für Donnerstag einberufen.

London – Am Jahrestag der Terrorakte von Brüssel sind bei einem Anschlag in London vor dem britischen Parlament und auf der Westminster Bridge mindestens vier Menschen von einem Angreifer getötet und 40 verletzt worden. Die Polizei erklärte, sie gehe bis auf weiteres von einem Terrorakt aus und sieht einen Zusammenhang zum islamistischen Terrorismus. Unter den Toten sei ein Polizist, sagte Terrorabwehrchef Mark Rowley. Auch der Attentäter wurde im Verlauf der Tat von Sicherheitskräften angeschossen. Er erlag später seinen Verletzungen.

Foto: APA / AFP / Danel Leal-Olivas

Die Behörden gingen bis Mittwochabend von einem Einzeltäter aus. Er soll zunächst mit seinem Auto auf der Westminster Bridge Menschen überrollt haben. Anschließend stach er auf einen Polizisten unmittelbar vor dem Parlamentsgebäude ein, bevor er von anderen Beamten niedergeschossen wurde.

Die Polizei verstärkte ihre Einheiten in der gesamten Hauptstadt und rief die Öffentlichkeit auf, die Gegend rund um das Parlament zu meiden. Sie erklärte am Abend, sie kenne die Identität des mutmaßlichen Täters, wolle diese aber vorerst nicht preisgeben, und laufende Ermittlungen zu möglichen Handlangern oder Mittätern nicht zu gefährden.

Premierministerin Theresa May setzte eine Krisensitzung ihres Sicherheitsstabs an. Sie nahm am Abend in einem ersten Statement Stellung. Sie sprach von einem "kranken und verkommenen" Anschlag. Die Menschen in Großbritannien würden Terror niemals nachgeben, das Leben werde wie gewohnt weitergehen, sagte May bei einer Ansprache am Mittwochabend in London. "Morgen früh wird das Parlament zusammentreten wie immer."

Die Terrorwarnstufe werde nicht erhöht, teilte May mit. Allerdings galt bereits vor dem Anschlag die vierthöchste von fünf Stufen, "akut". Das bedeutet, dass ein Anschlagsversuch "höchst wahrscheinlich" ist. Die fünfthöchste Stufe "kritisch" würde bedeuten, dass ein Anschlag unmittelbar erwartet wird.

"Schrecklich anzusehen"

Viele Details waren zunächst unklar. Ein Journalist der "Daily Mail" sagte dem Lokalradiosender LBC, er habe gesehen, wie ein Angreifer durch offene Pforten auf das Parlamentsgelände gerannt sei. Er sei auf einen Polizisten mit etwas losgegangen, das wie ein Stock ausgesehen habe aber offenbar ein Messer war. Dann sei der Angreifer Richtung Eingang zum Unterhaus gerannt, der von den Abgeordneten genutzt werde. "Er kam etwa 20 Meter weit bevor zwei Personen in Zivil mit Waffen auf ihn schossen." Die laufende Parlamentssitzung wurde sofort unterbrochen.

Guardian Wires

Auf der Westminster Bridge, die über die Themse führt, boten sich ebenfalls schreckliche Szenen. Eine Frau, die zum Zeitpunkt des Geschehens in einem Reisebus saß, der die Brücke überquerte, sagte Sky News, sie habe gesehen, wie ein Auto plötzlich außer Kontrolle geraten sei. "Und dann fuhr es in Fußgänger auf der Brücke." Die Rettungsdienste seien eingetroffen. Menschen seien in alle Richtungen gerannt. Ein Reuters-Fotograf sagte, er habe mindestens ein Dutzend Verletzte auf der Brücke gesehen. Einige bluteten stark, und eine Person lag offenbar unter einem Bus.

Das Gelände um das Parlament blieb bis in die Abendstunden geschlossen. Allerdings wollte das Unterhaus am Donnerstag wieder zu den planmäßigen Plenarsitzungen zusammentreten.

Franzosen unter Opfern

Mehrere Opfer hätten "katastrophale Verletzungen" erlitten, zitierte die Nachrichtenagentur Press Association einen Arzt aus dem St. Thomas Krankenhaus, das gegenüber vom Parlament auf der anderen Flussseite liegt. Die Regierung in Paris teilte mit, drei Verletzte seien Franzosen. Lokalmedien zufolge handelte es sich um Schüler im Alter von 15 oder 16 Jahren. Die Jugendlichen seien auf der Brücke von einem Auto angefahren worden. Eine Frau wurde schwer verletzt aber lebend aus der Themse gezogen, wie die Londoner Hafenbehörde mitteilte.

Foto: APA / AFP / Niklas Hallen

Europas Politiker reagierten mit Bestürzung. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ), Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) äußerten ihr Mitgefühl für die Opfer und deren Angehörige. "Ich verurteile den heutigen Angriff in der Nähe des britischen Parlaments. Mein Mitgefühl ist bei den Opfern und deren Angehörigen", ließ Van der Bellen auf Twitter wissen. "Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer", schrieb Kern angesichts der "schrecklichen Nachrichten aus London". Mitterlehner verurteilte "den heimtückischen Anschlag" in London.

Kondolenz von Merkel und Trump

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und EU-Ratschef Donald Tusk haben sich entsetzt über die Terrorangriffe in London gezeigt. "Wir sind bei den Opfern der #LondonAttacks. Ich bin heute sehr emotional. Habe nicht genügend Worte um zu beschreiben, wie ich mich fühle", zitierte die Kommission Juncker beim Kurznachrichtendienst Twitter. Tusk schrieb: "Meine Gedanken sind bei den Opfern des Westminster-Angriffs." Europa stehe im Kampf gegen den Terror entschieden an der Seite Großbritanniens und sei bereit zu helfen.

Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat den Briten Solidarität zugesagt – im Anti-Terror-Kampf. "Auch wenn der Hintergrund dieser Taten noch präzise aufzuklären ist, bekräftige ich für Deutschland und seine Bürger: Im Kampf gegen jede Form von Terrorismus stehen wir fest und entschlossen an der Seite Großbritanniens". US-Präsident Donald Trump hat nach der mutmaßlichen Terrorattacke in London mit Premierministerin Theresa May telefoniert und ihr volle Unterstützung zugesagt. Wie der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, weiter sagte, lässt sich Trump über die Ereignisse und Ermittlungen auf dem Laufenden halten. Zuvor hatte auch US-Außenminister Rex Tillerson im Namen der USA kondoliert. (APA, red, 22.3.2017)