Die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Pavillon 15 der Baumgartner Höhe.

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Wien – Die rasche Umsetzung von Verbesserungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie forderten Volksanwaltschaft und Patientenvertreter im Rahmen einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien. Dazu gehören vor allem der Ausbau der ambulanten Behandlungsplätze sowie der Bettenanzahl auf Spezialstationen für die Behandlung Minderjähriger.

Immer noch werden Kinder und Jugendliche, die wegen psychischen Erkrankungen stationär aufgenommen werden müssen, auf Stationen für Erwachsene untergebracht. Gerade für junge Menschen sei es aber inadäquat und extrem belastend, "unter Erwachsenen zu sein, die schwer krank sind und sich auch so verhalten", warnte Patientenanwältin Sigrid Pilz. Es fehle dort die altersentsprechende Betreuung.

Nicht genügend Betten

Allein im Jahr 2016 wurden in Wien 163 Kinder und Jugendliche auf der stationären Erwachsenenpsychiatrie aufgenommen, weil nicht genügend Betten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zur Verfügung stehen, sagte Pilz. Zumindest die im Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG) festgelegte Untergrenze von 128 Betten müsse rasch erreicht werden. Derzeit gebe es in Wien gerade einmal 56 Betten und nur 20 Tagesklinik-Plätze. Auch sozialtherapeutische Wohnplätze sowie Fachärzte mit Kassenverträgen müssten dringend aufgestockt werden.

Die Patientenanwaltschaft richtete daher an die Verantwortlichen vom Land Wien, der Wiener Gebietskrankenkasse und der Ärztekammer die Forderung, sowohl ambulant als auch stationär kurzfristig zusätzliche Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Änderungen, wie sie etwa für das Krankenhaus Hietzing/Rosenhügel geplant sind, wo 15 zusätzliche Betten für die Kinder- und Jugendpsychiatrie bereitgestellt werden sollen, würden viel zu langsam umgesetzt werden.

Fehlende Transitionspsychiatrie

Volksanwalt Günther Kräuter (SPÖ) kritisierte außerdem die fehlende Transitionspsychiatrie. Neben der Unterbringung von Minderjährigen auf speziellen Stationen müssten dringend Angebote für psychische kranke Menschen zwischen 16 und 25 Jahren entwickelt werden, die "den Besonderheiten des Übergangs von der Jugend ins Erwachsenenalter gerecht werden".

"Jede Familie kann von dieser Mangelversorgung betroffen sein, daher ist es unverständlich, dass so wenig öffentlicher Druck herrscht", sagte Bernhard Rappert vom Vertretungsnetz und forderte eine "rasche Lösung" vom Krankenanstaltenverbund (KAV) und dessen neuer Leitung. Die Missstände müssten nach 20 Jahren des Wegschauens endlich angegangen werden.

Kräuter erwarte sich, dass "bis Herbst entsprechende Konzepte vorliegen". Ein Sonderbericht zum Thema "Schutz von Kindern und Jugendlichen in staatlichem Gewahrsam" werden die Volksanwälte jedenfalls zu diesem Zeitpunkt im Parlament vorlegen. Auch ein NGO-Forum ist geplant. (APA, 23.3.2017)