Wien – Die Fusion der Raiffeisen Zentralbank (RZB) mit der Raiffeisen Bank International (RBI) hat ein neues Machtfenster im Sektor aufgemacht. Offen ist immer noch die Frage, wer die bisher von der RZB gesteuerten Sektoraufgaben erfüllt – also etwa die Bereiche Recht, Compliance, Treasury oder (mit viel Budget verbunden) Marketing und Öffentlichkeitsarbeit.

Ausgetüftelt wird die neue Arbeitsaufteilung im Projekt "Lead Plus", und das Ringen der großen Landesbanken (RLB) um Aufgaben hat längst eingesetzt. Die RLB Oberösterreich unter Heinrich Schaller hat bereits vor längerem die IT für die Sektorbanken und -kassen in Linz gebündelt – und Schaller hat Appetit auf mehr. Er steht damit vor allem in direkter Konkurrenz zum Chef der RLB NÖ Wien, die von Klaus Buchleitner geführt wird.

Linz gegen Wien

Auch diese Woche haben die Chefs der Landesbanken und ihre Aufsichtsratspräsidenten wieder beraten. Dabei waren auch Erwin Hameseder (Obmann der Raiffeisen Holding NÖ Wien und Aufsichtsratschef der RLB NÖ Wien) sowie Generalanwalt Walter Rothensteiner. Und die Gemengelage hat sich wieder geändert.

Fix ist aus derzeitiger Sicht, dass eine Genossenschaft für die Steuerungsaufgaben im Sektor gegründet wird. Eine Idee, die aus Oberösterreich kommt – und für die Heinrich Schaller Unterstützung von den Landesbankern bekommen hat. Mit Ausnahme jener der RLB NÖ Wien unter Banker Buchleitner, wie es im Sektor heißt. Offiziell ist dazu allerdings nichts zu erfahren.

In der jüngsten Sitzung am Mittwoch sollen aber auch die Vertreter der RLB NÖ Wien umgeschwenkt haben, sie hätten "die Kraft des Faktischen erkannt", drückt es ein Raiffeisen-Funktionär aus.

Führungsfrage ist offen

In trockenen Tüchern ist die Sache aber noch nicht. Denn: Die Frage, wer das Sagen in der Genossenschaft haben wird, ist nun wieder offen. Zunächst hatte es so ausgesehen, dass Heinrich Schaller (sein Bruder Martin ist Chef der RLB Steiermark) für fünf Jahre Obmann der Genossenschaft wird.

In der dieswöchigen Sitzung hat sich das Blatt aber wieder gewendet. So ganz möchten vor allem die Banker aus Ostösterreich die Macht doch nicht abgeben, heißt es im Sektor. Bis zum Sommer soll die Lösung aber stehen. (Renate Graber, 25.3.2017)