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Nach den Anschlägen von London bleiben die Sicherheitsvorkehrungen hoch.

Foto: Reuters / Neil Hall

Der Osten Londons, die Industriestädte Luton im Norden der Hauptstadt und Crawley in deren Süden. Schließlich Birmingham. Die Lis te der Wohnorte von Khalid Masood umfasst zahlreiche Orte, an denen sich oft islamistische Fa natiker treffen. Fieberhaft waren Hunderte von Ermittlern auch am Freitag damit beschäftigt, das Leben des Angreifers von Westminster zu rekonstruieren.

In London trafen sich an der Westminster Abbey, wenige Hundert Meter von den Tatorten entfernt, die Leiter der wichtigsten Religionsgemeinschaften auf der Insel zum gemeinsamen Gedenken. Mit muslimischen Imamen, dem Chefrabbiner Großbritanniens und dem katholischen Erzbischof wolle er vor allem für die vier Mordopfer und die rund 40 Verletzten beten, sagte der Erzbischof der anglikanischen Staatskirche, Justin Welby. Unterdessen zeigen die Briten große materielle Hilfsbereitschaft: Ein Spendenaufruf der Polizeigewerkschaft für die Familie des vor dem Parlament getöteten Beamten Keith Palmer hat bis Freitagmittag weit über eine halbe Million Pfund erbracht.

Am späten Donnerstagabend hat sich die Zahl der Todesopfer des Anschlags vom Mittwoch noch einmal erhöht: Ein 75-jähriger Mann aus Südlondon war seinen Verletzungen erlegen. Damit wurden beim Anschlag neben dem Täter vier Menschen getötet. Zu den Opfern zählen auch die britische Spanischlehrerin Aysha Frade und der amerikanische Musiker Kurt Cochran. Die weniger drastisch Verletzten erhielten mittlerweile Besuche von Premierministerin Theresa May und Thronfolger Prinz Charles. Beide lobten das rasche und beherzte Eingreifen des Klinikpersonals.

Auf der schiefen Bahn

An einem Bekennerschreiben der Terrorgruppe IS für die Tat äußerten Terrorexperten am Freitag Zweifel. Zwar sei Masood womöglich einem Aufruf des IS gefolgt, von einer Koordination mit der Gruppe gehe man aber nicht aus.

Über das Vorleben des vierfachen Mörders weiß die Kripo mittlerweile schon recht viel. Am ersten Weihnachtsfeiertag 1964 als Sohn einer 17-Jährigen zur Welt gekommen, wuchs Adrian Elms, später Adrian Russell Ajao, bei seiner Mutter südlich von London auf. Er absolvierte ein Wirtschaftsstudium, arbeitete später für eine Chemiefirma. Unklar war der Sonderkommission bis zum Freitagnachmittag, wann Ajao zum Islam übertrat und ob damit schon die Radikalisierung einherging.

Jedenfalls benutzte er seither den Namen Khalid Masood, arbeitete als Englischlehrer, offenbar auch mehrere Jahre in Saudi-Arabien. Was Masood schließlich zur Tat bewegte? Vielleicht geben dar über jene acht Männer Auskunft, die seit Donnerstagfrüh vorläufig festgenommen wurden. Bekannt sind seine Worte am Tatmorgen zu einem Rezeptionisten: "Heute fahre ich nach London, die Stadt ist nicht mehr wie früher." (Sebastian Borger aus London, 24.3.2017)