Titelkonkurrenten: Lewis Hamilton und Sebastian Vettel.

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Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff: "Als die Temperatur ein bisschen zurückgegangen ist, war das Tempo gegen Ende des Rennens absolut in Ordnung, aber zu Beginn nicht."

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Melbourne – Ist Mercedes zu langsam gewesen oder hat das Formel-1-Team den Melbourne-Grand-Prix durch den frühen Boxenstopp von Lewis Hamilton verschenkt? Das war eine dominierende Frage im Fahrerlager nach dem Triumph von Sebastian Vettel. "Der Ferrari war einfach das schnellere Auto", hatte Motorsportchef Toto Wolff eine klare Antwort. Er und Niki Lauda kündigten eine gründliche Ursachenforschung an.

"Im Nachhinein ist man immer schlauer. Aber zusammenfassend kann man sagen, dass wir nicht schnell genug waren. Deshalb ist Sebastian der verdiente Sieger", sagte Wolff, der Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene persönlich gratulierte. "Wie Sebastian mit Lewis mitgehalten hat, war eine echte Überraschung. Wir haben angedrückt was geht, aber waren nicht in der Lage, davonzuziehen."

Mercedes auf Ursachenforschung

Die genauen Gründe dahinter kenne er noch nicht. "Ich weiß es nicht", gestand Wolff, der allerdings schon im Vorfeld gemeint hatte, dass es durch die Autos der neuen Generation an der Spitze enger zugehen dürfte als in den vergangenen Jahren. Die deutlich bessere Laufleistung des Mercedes in den Longruns im Freitagstraining hatte wiederum Anlass zur Prognose gegeben, es sollte heuer alles beim Alten bleiben.

"Der Unterschied war, dass es heute viel heißer war, und wir waren nicht so gut in den Longruns wie am Freitag", erläuterte Wolff am Sonntag. "Als die Temperatur ein bisschen zurückgegangen ist, war das Tempo gegen Ende des Rennens absolut in Ordnung, aber zu Beginn nicht."

Ein Problem waren die neuen fetteren Reifen, die offenbar zu Beginn wenig Grip brachten, wie Hamilton monierte. Auch das war ein bestimmender Faktor, warum der Brite schon in Runde 18 zum Umstecken an die Box fuhr.

Keine Scheu vor Konkurrenz

Durch die neuen Chassis-Regeln, die vor der Saison implementiert wurden, gebe es eben noch viele Unbekannte, meinte Wolff. "Es ist der Anbruch einer neuen Ära", sagte der 45-Jährige. Welche Auswirkungen viele Neuerungen bei verschiedenen Bedingungen im Rennen haben, sei noch unklar. Die Lernkurve werde in den kommenden Wochen daher hoch sein. "Wir müssen uns alles jetzt ganz genau anschauen", versprach Lauda.

Grundsätzlich sei Konkurrenz für die Formel 1 positiv, betonten beide. "Wenn immer ein Team gewinnt, ist es langweilig, auch wenn es mein Team ist", gab Lauda zu. So gesehen fürchte sich Mercedes-AMG nicht vor härteren Bandagen im Kampf um die Weltmeisterschaft.

"Wir haben uns immer darauf eingestellt, dass es nicht so weitergehen kann, dass wir alles in Grund und Boden fahren. Das hat es nie gegeben in der Form", erklärte Wolff. "Dass wir uns jetzt mit Ferrari matchen, ist aufregend, vor allem toll für die Fans. Es ist eine neue Herausforderung für uns."

Hamilton noch entspannt

Auch Hamilton blickt einem Zweikampf mit Ferrari gespannt entgegen. "Das ist großartig für die Fans", sagte der 32-Jährige, wies aber gleich auf den großen Nachteil der neuen Aerodynamik-Standards hin. "Leider ist es schwieriger als jemals zuvor, auf andere Autos aufzufahren, was schade ist. Wir können kein enges Duell auf der Strecke haben."

Die Problematik, dass der Grip durch die Luftverwirbelungen hinter einem fahrenden Auto bei den neuen Modellen noch mehr leidet, wird allseits bestätigt. "Wir hören von den Fahrern, dass es kaum möglich ist, nah an den Vordermann zu fahren", berichtete Wolff.

Der enge Kurs in Melbourne lade allerdings ohnehin nicht häufig zum Überholen ein. "Das ist Albert Park. Wenn dich da einer nicht vorbei lassen will, kommst du nicht vorbei", bemerkte Lauda. "Es könnte uns helfen, wenn wir zu Strecken kommen, wo der DRS-Effekt größer ist", hoffte Wolff auf mehr Action – womöglich schon in zwei Wochen in Shanghai. (APA; 27.3.2017)