Der globale Methan-Ausstoß pro Rind könnte bis 2050 um bis zu 4,5 Prozent ansteigen, prognostizieren Forscher.

Foto: Manning/Senckenberg

Frankfurt – Die von Rindern produzierte Menge des Treibhausgases Methan könnte in den kommenden Jahrzehnten deutlich steigen. Zum einen nehme die von einzelnen Tieren freigesetzte Methanmenge zu, zum anderen würden wegen des steigenden Fleischbedarfs immer mehr Rinder gehalten, erklärten Wissenschafter im Fachjournal "Biogeosciences". Derzeit umfasst die Viehwirtschaft weltweit etwa 1,5 Milliarden Rinder.

Methan ist als Treibhausgas in der Atmosphäre 25 Mal so wirksam wie Kohlendioxid und macht daher einen substanziellen Teil des menschengemachten Treibhauseffekts aus. Das Gas entsteht, wenn organisches Material unter Luftausschluss abgebaut wird – wie zum Beispiel Gras im Verdauungssystem einer Kuh.

Die Forscher um Peter Manning vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt gehen davon aus, dass der Methan-Ausstoß pro Kuh bis 2050 im Mittel um bis zu 4,5 Prozent steigen könnte. "Wenn man jetzt noch bedenkt, dass die Viehbestände drastisch steigen werden, könnte Vieh im Jahr 2050 Methan in einer Menge emittieren, die dem Erwärmungspotenzial von 4,7 Gigatonnen Kohlendioxid entspricht", sagte Manning. "Das wäre ein über 70 Prozent höherer Wert als zum gegenwärtigen Zeitpunkt."

Regionale Begrenzung

Ursache für den Anstieg pro Tier sei der im Zuge des Klimawandels vielfach sinkende Nährwert von Futterpflanzen, so die Forscher. Untersuchungen zufolge hätten Pflanzen in wärmeren Gebieten häufig einen geringeren Nährwert als in kühleren. Die Rinder müssten zum Ausgleich mehr davon fressen und länger verdauen, was wiederum zur verstärkten Bildung von Methan führe. "Was wir beobachten, ist ein Teufelskreis", warnte Erstautor Mark Lee von den Royal Botanic Gardens in London.

Steigende Methan-Emissionen würden in Nordamerika, Mittel- und Osteuropa sowie in Asien verzeichnet – hier gebe es auch den größten Anstieg bei der Viehhaltung, hieß es weiter. Manning plädiert dafür, nährstoffreichere Pflanzen zu kultivieren und die Viehhaltung in den Regionen zu begrenzen, die sich am schnellsten erwärmen. "Es ist aber auch wichtig, den individuellen Fleischkonsum zu reduzieren."

Die Produktion von einem Kilo Rindfleisch verursacht nach Angaben des deutschen Umweltbundesamts (UBA) in Dessau-Roßlau zwischen sieben und 28 Kilogramm Treibhausgasemissionen – Obst oder Gemüse dagegen liegen bei weniger als einem Kilo. Auf die gesamten Treibhausgasemissionen bezogen machen wiederkäuende Rinder allerdings nur einen kleinen Bruchteil der Quellen aus: In Deutschland sind Ackerbau und Viehzucht zusammengenommen nach Daten des UBA für etwa sieben Prozent der Emissionen verantwortlich. Den stärksten Einfluss haben der Energiesektor, Industrieprozesse und der Verkehr. (APA, 27.3.2017)