Damaskus – Kurdisch geführte Truppen haben ihre Offensive auf einen Staudamm in der Nähe der syrischen Stadt Raqqa kurzzeitig gestoppt. Hintergrund waren Drohungen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), der Damm bei Tabqa könne einstürzen. Die von den USA unterstützte Gruppe SDF kündigte am Montag eine mehrstündige einseitige Waffenruhe an, um Ingenieuren den Zugang zu dem Euphrat-Damm zu ermöglichen.

Hinter dem Damm staut sich der Assad-See, nur wenige Dutzend Kilometer stromabwärts liegt die IS-Hochburg Raqqa. Die Jihadisten hatten am Wochenende über ihr Sprachrohr Amaq indirekt vor dem Einsturz des Bauwerks gewarnt. Wegen "US-Luftangriffen und eines hohen Wasserstandes" drohe Dammbruch.

Im Fall eines tatsächlichen Einsturzes droht eine Katastrophe. Hinter dem 4,5 Kilometer langen und 60 Meter hohen Damm ist der 80 Kilometer lange Assad-See gestaut. Er ist der größte Syriens, über Kanäle wird sein Wasser für großflächige Landwirtschaft verwendet, die durch den Damm gewonnene Energie geht in weite Teile des Landes. Die Uno warnte vor Überschwemmungen "in einem massiven Ausmaß", die sich bis ins 150 Kilometer entfernte Deir al-Zor ausdehnen könnten.

USA: Keine großen Schäden

Es blieb bei widersprüchlichen Meldungen zunächst unklar, ob die Ingenieure den Damm tatsächlich betreten konnten. Die Stromproduktion dort war am Wochenende eingestellt worden. Es wird vermutet, dass der Kontrollraum schwer beschädigt ist. Das US-Militär erklärte am Montag, man habe keine signifikanten Schäden an dem Damm feststellen können. Nach allem was man wisse, sei er funktionsfähig, sagte Sprecher John Thomas vom Zentralkommando in Tampa. Zudem kontrollierten die Kurden einen Abflusskanal, über den man den Druck auf den Kanal im Fall des Falles senken könnte.

Die IS-Terroristen hätten Verwirrung und Panik stiften wollen, indem sie behauptet hätten, die Talsperre sei von der Koalition angegriffen worden. Daraufhin habe ein Teil der örtlichen Bevölkerung begonnen, die Gegend zu verlassen.

Angesichts der von westlichen Staaten unterstützten Offensive auf Raqqa und das vom IS beherrschte Umland wird schon länger befürchtet, dass die Terrormiliz die ganze Region fluten könnte. Am Sonntagabend gelang dem Bündnis, das von der kurdischen Miliz YPG geführt wird, die Eroberung eines nahegelegenen Flughafens. Der IS hatte diesen seit 2014 kontrolliert. (APA, 27.3.2017)