"Krone"-Schlagzeile am Montag.

Foto: Krone-Repro / red

Wien – Erwin Pröll jedenfalls kam die "Krone"-Kampagne sehr gelegen: als Armin Wolf den Landeshauptmann nämlich beharrlich fragte, warum Niederösterreich die Zuwendungen für die gemeinnützige Pröll-Privatstiftung (im Gegensatz zu anderen Förderungen) nicht öffentlich machte.

Vielfach sagte Pröll da im Gegenangriff, er hoffe, dass Wolf auch berichte, was die "Krone" über die Gagen der ORF-Redakteure und ihre, auch Wolfs, Nebentätigkeiten als Moderatoren berichtete – zu sehen in der Langfassung des Pröll-Interviews in der ORF-TVthek.

Die FPÖ nahm, wie schon mehrfach, die "Krone"-Schlagzeile am Montag, "So viel kassieren die ORF-Stars ab", volley in einer Aussendung auf. So nahtlos, dass man, wie mehrfach, an ein auch inhaltliches Wechselspiel denken konnte. Die Treffsicherheit der Angaben steht dem Verdacht jedenfalls nicht im Weg.

Spurensuche, Theorien

Der Autor der "Krone"-Story wiederum legte (offenkundig auch manchem auf dem Küniglberg) eine andere Fährte: Christoph Budin fiel über längere Zeit schon vor der Generaldirektorenwahl 2016 durch ORF-Storys mit oder über Richard Grasl auf. Grasl war ORF-Finanzdirektor, bis er im Sommer 2016 gegen ORF-Chef Alexander Wrabetz antrat und im Stiftungsrat unterlag. ORF-Sprecher Martin Biedermann deutete auf Twitter in die Richtung.

Allerdings: Auch wenn Grasl nicht Personalchef des ORF war, sollte er die Gehaltsniveaus wesentlicher ORF-Größen doch wesentlich genauer kennen als die in der "Krone" berichteten, nicht ganz treffsicheren Werte. Grasl wurde nach seinem ORF-Abschied mit Oktober 2016 Konsulent der Krone-Kurier-Tochter Mediaprint in Bewegtbildfragen (da geht es aber um Bewegtbild-Kanäle und Inhalte für die Mediaprint-Medien und nicht um ORF-Gagen).

Nun kann die Sympathie der "Krone" für brauchbares Schlagzeilenfutter grundsätzlich nicht schaden, wenn man noch etwas anderes werden will als Mediaprint-Konsulent – zum Beispiel doch noch ORF-General. Aber andererseits würde Grasl mit der Story eigentlich dem amtierenden ORF-Chef helfen.

Hilfe für Wrabetz

SPÖ und ÖVP erwarten von ORF-Chef Wrabetz schon seit einer kleinen Ewigkeit, den Sozialdemokraten Roland Brunhofer zum Channel Manager von ORF 2 zu machen und die der ÖVP zugeordnete Lisa Totzauer zur Channel Managerin von ORF 1. Brunhofer gilt als polittaktischer Hoffnungsträger, die selbstbewusste ORF-Information um Anchorstar Armin Wolf, Chefredakteur Fritz Dittlbacher und Redakteurssprecher Dieter Bornemann einzubremsen oder gar in den Griff zu bekommen.

Die ORF-Redakteure und ihr Widerstand sind bisher – ob nun ohnehin willkommen oder aus politischem Pragmatismus unwillkommen – die größte Hürde für Wrabetz, diese Wünsche umzusetzen. Eine "Krone"-Breitseite ziemlich zielgenau gegen Wolf, Dittlbacher und Co könnte die Umsetzung eher erleichtern.

Brunhofer und Grasl winken ab

Die Umsetzung der Channel-Manager und die Besetzung insbesondere mit Brunhofer. Der Name kommt bei der "Krone"-Lektüre rasch in den Sinn. Allein: Brunhofer versichert auf Anfrage: Er habe mit der "Krone"-Gagenstory nichts zu tun – und im Übrigen auch nie von Sümpfen gesprochen, die es trockenzulegen gelte, wie die "Krone" schrieb.

Auch Grasl verneint eine Beteiligung an der Geschichte – übrigens ziemlich verdutzt über die Frage.

Ein Dauerkritiker der ORF-Redakteure, insbesondere von Wolf, und ihrer Nebentätigkeiten kam an Tag zwei des "Krone"-Gagenreports zum Einsatz: Siggi Neuschitzer, Stiftungsrat des Landes Kärnten und einst von ORF-Redakteuren mit einem nächtlichen Beschwerdemail bloßgestellt. Vorschlägen zur Reform des Stiftungsrats legte die ORF-Redakteursvertretung später ein "Sündenregister" von Stiftungsräten bei. Neuschitzer verlangte schon einmal im Stiftungsrat Aufklärung über die Nebentätigkeiten der Redakteure (und ihr Ende). Der ORF-General berichtete den Stiftungsräten daraufhin über die Zahl der Nebentätigkeiten, ohne Infos über die Höhe der Honorare.

"Krone"-Kolumnist Michael Jeannée begleitete Neuschitzer in der Dienstag-"Krone" mit "Post" an einige seiner Daueradressaten im ORF von Wolf bis Dittlbacher.

Keine Geschäftsberichte mit Gehältern seit 2012

Relativ präzise waren im "Krone"-Bericht die Werte über Gehälter des ORF-Generals und der TV-Direktorin mit 400.000 beziehungsweise rund 300.000 Euro. Die Daten sind nicht ganz neu, auch wenn die ORF-Führung versuchte, sie geheim zu halten: Der fertig produzierte ORF-Geschäftsbericht für das Jahr 2012 ging 2013 nicht mehr in Druck – wohl weil auf Seite 89 durch einen Systemwechsel mit höherem Grundgehalt statt bis dahin ausbezahlter Boni besonders hohe Gagen ausgewiesen wurden. DER STANDARD berichtete über den nicht publizierten Geschäftsbericht und die Daten darin Anfang 2014 hier.

Vor der GIS-Erhöhung

Vor einer GIS-Gebührenerhöhung am kommenden Samstag (um 1,15 bis 1,55 Euro pro Monat mit allen Landesabgaben) drängt sich das Thema ORF-Gagen aber auch ganz ohne Channel-Manager oder andere ORF-Ambitionen für eine kampagnenfreudige Boulevardzeitung wie die "Krone" auf. Beide Komponenten – Gebühren wie Gagen, insbesondere im Zusammenhang mit dem ORF – regen recht breitflächig auf.

Auch Erwin Pröll zum Beispiel war ja in der "ZiB 2" "gespannt", ob Wolf auch über den "Krone"-Bericht über seine Moderationen berichten werde: "Ich bin überzeugt davon, dass es die österreichischen Konsumenten interessiert, mit welcher Transparenz da vorgegangen wird."

"Dinge erklären, die nicht zu erklären sind"

Pröll verdanken wir ein schönes Versprechen von Armin Wolf: "Ich verspreche Ihnen, Herr Landeshauptmann, wenn ich Landeshauptmann werde, werde ich alle Subventionen an meine Stiftungen bekanntgeben. Das verspreche ich Ihnen hoch und heilig."

Und wir nehmen uns einen anderen Satz aus Prölls denkwürdigem "ZiB 2"-Interview zu Herzen: "Herr Wolf, machen Sie doch nicht den Fehler, Dinge zu erklären, die nicht zu erklären sind." Gilt womöglich auch für "Krone"-Kampagnen. (Harald Fidler, 28.3.2017)