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Einwände gegen die Nations League wollte ihr Erfinder Michael Platini nie hören. Mit ihrer Umsetzung hat der als Präsident der Uefa zurückgetretene Franzose nichts mehr zu tun.

Foto: ap/zak

Nyon – Länderspiele in aller Freundschaft, wie etwa das dienstägliche Treffen zwischen Österreich und Finnland in Innsbruck, sind ab September 2018 obsolet. Die europäische Fußballunion (Uefa) will sie durch die sogenannte Nations League ersetzt sehen – die soll jeweils ab dem Herbst nach einer Weltmeisterschaft vor allem höhere Umsätze garantieren.

An der Nations League, die vom Uefa-Kongress 2014 in Astana (Kasachstan) abgesegnet wurde, nehmen alle 55 europäischen Verbandsauswahlen teil. Gespielt wird in vier Ligen (A, B, C, D) mit jeweils vier Gruppen zu drei bis vier Mannschaften. Maßstab für die Einteilung ist der Uefa-Koeffizient, der sich aus dem Abschneiden der Klubs eines Landes im Europacup errechnet.

Prinzipiell sollen innerhalb jeder Gruppe Hin- und Rückspiele stattfinden, jede Nationalmannschaft käme also auf vier oder sechs Partien innerhalb von zwölf Monaten und zusätzlich zu regulären Qualifikationsspielen. In allen vier Ligen gibt es ein Final Four, Nations-League-Sieger ist der Gewinner der Finalphase der A-Liga. Die Sieger aller vier Ligen haben zudem ein Ticket für die EM 2020 fix.

Der neue Wettbewerb werde auch dazu beitragen, die Qualität und das Renommee des Nationalmannschaftsfußballs zu steigern, preist die Uefa in einer Aussendung das Projekt, das auf eine Initiative ihres ehemaligen Präsidenten Michel Platini zurückgeht. Nationen wie Belgien, die Schweiz oder Kroatien könnten dank der Nations League ihren ersten "bedeutenden Titel" gewinnen.

Zu viele Matches

Vor allem in jenen Nationen, die in Liga A spielen sollen, ist das Interesse am neuen Bewerb aus Termingründen überschaubar. "Man sollte das Rad nicht überdrehen und es nicht ausreizen. Das geht auf Dauer nicht. Man muss aufpassen und gucken, dass man nicht völlig überzieht", sagte der deutsche Bundestrainer Joachim Löw. Nicht einmal seine Weltmeister verkaufen Länderspiele mehr aus. Den ähnlich relevanten Confed Cup des Weltverbandes Fifa möchten die Deutschen am liebsten abgeschafft sehen.

Ein zusätzlicher Bewerb auf Klubebene – die Superliga mit den Spitzenklubs aus Spanien, Italien, England, Deutschland und Frankreich – ist vom Tisch, weil die Uefa mehr Geld für die Großen in der Champions League lockermacht. "Es muss für jeden Verein den Traum geben, sich für die Champions League qualifizieren zu können", sagte Uefa-Präsident Aleksander Ceferin zuletzt.

Bei der Nations League störte ihn Exklusivität nicht. Österreich wäre nach jetzigem Stand in der B-Liga, immerhin mit den Niederlanden, Polen oder Kroatien. Gegen Deutschland, England oder Spanien ginge es in aller Freundschaft nie wieder. (sid, red, 28.3.2017)