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Bild: Narcosis
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Die lichtlosen Abgründe der Tiefsee haben es so manchen Spielen als Setting angetan: Von "Abzû" über "Bioshock" bis hin zu "SOMA" ist der dunkle Boden des Ozeans bereits öfter Schauplatz von Spielen gewesen. Das soeben erschienene First-Person-Horror-Abenteuer "Narcosis" versetzt seine Spielerinnen und Spieler in eine besonders klaustrophobische Unterwasserwelt, denn im Gegensatz zu den oben genannten Spielen ist schon die Fortbewegung unter Wasser eine Herausforderung – und dabei vermutlich ziemlich realistisch.

Eingezwängt in einen gepanzerten Tiefseeanzug – treffend von den Entwicklern als "wandernder Sarg" beschrieben – fallen schnellere Bewegungen ziemlich schwer, Sprünge sind ebenso wie akrobatische Wendemanöver unmöglich und nur ein kurzlebiger Boost ermöglicht das Überwinden kleiner Abgründe. Der Blick auf die Schrecken der Tiefsee ist merkbar durch den Helm samt wichtigen Anzeigen und eine meist undurchdringliche Finsternis eingeschränkt, die sich durch Magnesiumfackeln kurzfristig erhellen lässt. Nach einem Seebeben findet sich der Held von "Narcosis" als fast letzter Überlebender einer Tiefsee-Station mit schwindendem Sauerstoffvorrat am Boden des Ozeans – Unterwasser-Habitate und die meisten technischen Einrichtungen sind zerstört, übrig sind tödliche Tiefseebewohner wie Riesenspinnenkrabben und eine maximal lebensfeindliche Umgebung. Dass die Geschichte den Helden irgendwie doch wieder an die Oberfläche führen wird, wird durch die Art der Erzählung von Anfang an klar: Aus dem Off berichtet der Held einer Psychologin von den traumatischen Ereignissen, die im Spiel quasi nacherlebt werden.

Atmosphärisch dichter Höllentrip

Dass während der atmosphärisch dichten Wanderung durch die oft beeindruckend schöne Unterwasserwelt auch die Nerven flattern, wird durch wiederholt auftretende Halluzinationen und vereinzelte Schockmomente bedingt. "Narcosis" verkommt dabei allerdings nicht zur stupiden Jumpscare-Geisterbahn, sondern setzt eher auf ein schleichendes Gefühl der Angst. Hervorragende (englische) Sprecher, eine spannende Story und Hintergrundinfos über gefundene tote Kollegen lassen das Spiel zu einer manchmal auch melancholischen Tragödie über das Überleben einer Katastrophe werden. Dank außergewöhnlich gelungenem Sounddesign und der Notwendigkeit, ständig ein Auge auf den Sauerstoffvorrat zu haben, ist "Narcosis" eine intensive und vor allem in VR absolut immersive Erfahrung.

Das als Studentenprojekt gestartete Debütspiel des franko-kalifornischen Studios Honor Code funktioniert am besten als Virtual-Reality-Erfahrung, in der sich klaustrophobisches Taucheranzug-Feeling und perfekt für VR geeignete Fortbewegungssteuerung zu einem absoluten VR-Glanzstück vereinen – Besitzer von Oculus Rift, HTC Vive oder OSVR haben keine Ausrede, diese Tiefsee nicht aufzusuchen. Aber auch Spielerinnen und Spieler ohne VR-Ausrüstung finden in "Narcosis" ein intelligentes, überaus atmosphärisches Stück Survival-Horror mit starker Story und Spannungsgarantie.

Trailer zu "Narcosis"
Honor Code

Fazit

Spannend und überaus atmospärisch ist "Narcosis" auf jeden Fall – schade ist nur, dass der Unterwassertrip nach knapp drei Stunden schon zu Ende ist. Die in manchen Umgebungen versteckten zusätzlich auffindbaren Hintergrundinfos motivieren vermutlich die meisten Spieler nicht genug, um ein zweites oder gar drittes Mal ins Abenteuer zu starten; lediglich VR-Besitzer werden "Narcosis" vermutlich als Showcase für VR-Neulinge immer wieder mal hervorkramen.

Wer sich von der kurzen Spieldauer nicht abschrecken lässt, findet in "Narcosis" eine originell klaustrophobische Horror-Survival-Erfahrung, die auch immer wieder mit ruhigen Momenten, überraschender Schönheit und beklemmender Spannung aufwartet; besonders VR-Freunde sollten sich unbedingt zu diesem Tauchgang aufmachen. (Rainer Sigl,

"Narcosis" ist für Windows-PC und Mac erschienen und unterstützt Oculus Rift, HTC Vive und OSVR. UVP: 19,99 Euro