Ein Produkt eröffnet dem Anleger den Zugang zu einem gesamten Markt. Das ist die Idee hinter Exchange Traded Funds (ETFs), die Indizes eins zu eins verfolgen.

Foto: Wiener Börse / Akos Stiller

STANDARD: Sie haben bei den Morningstar-Fonds-Awards den Preis für den besten Österreich-Fonds bekommen. Beim Wort "Fonds" denkt man immer noch an aktives Management. Wie überrascht waren Sie, dass Sie als Manager eines passiven Produkts heuer gewonnen haben?

Batir: Ehrlich gesagt waren wir gar nicht so überrascht. Wir haben mit dem Österreich-Produkt schon mehrmals Preise gewonnen.

STANDARD: Was machen Sie als passiver Manager anders als ein aktiver?

Batir: Wir bilden mit unserem Produkt den Wiener Leitindex ATX eins zu eins nach und suchen nicht nach Einzeltiteln, wie das aktive Manager tun. Die Zusammensetzung unseres Produkts gibt der Index vor. Wir spekulieren auch nicht auf eine bestimmte Wertentwicklung. Ergeben sich Änderungen im Index, reagieren wir darauf.

STANDARD: Wie oft müssen Sie anpassen?

Batir: Der Index hat in der Regel jedes Quartal eine Anpassung. Diese erfolgt immer am dritten Freitag im letzten Monat des Quartals. Nach diesem Anpassungstag werden die Produkte angeglichen. Wenn zwischen diesen Phasen eine Übernahme passiert oder ein Unternehmen stark an Wert verliert, dann kommt es schon auch zu außerordentlichen Anpassungen.

STANDARD: Die Fusion von Raiffeisen Bank International mit der Raiffeisen Zentralbank ist dafür ein Beispiel ...

Batir: Genau. Da mussten wir die Stücke anpassen.

STANDARD: Wie sieht es denn mit der Liquidität am Wiener Markt aus? Bekommen Sie immer alle Titel, die Sie gerade brauchen?

Batir: Durch indexgetriebene Änderungen kann es schon mal Liquiditätsprobleme geben, weil wir ja nicht die Einzigen sind, die dann nachkaufen müssen. Da wir aber ein großes Haus sind, haben wir intern und extern ein gutes Netzwerk an Partnern und Brokern. So kommt man dann schon an die Stücke heran. Es kommt halt auch darauf an, welche Anpassungen vorgenommen werden müssen. Passiert bei großgewichteten Titeln etwas, kommt es aber schon mal vor, dass man schauen muss, an seine Aktien zu kommen, weil ja alle Produkte am gleichen Tag ihre Anpassungen vornehmen. Solange es genug Angebot und Nachfrage gibt, gibt es aber auch die Möglichkeit, an die Papiere zu kommen.

STANDARD: Was würde passieren, wenn Ihnen das einmal nicht gelingt?

Batir: Das ist ehrlich gesagt noch nicht vorgekommen. Aber dann könnte man auch innerhalb der nächsten Tage die Anpassung vornehmen. Wir haben durch unsere Systeme einen guten Überblick, was gehandelt wird, und dementsprechend suchen wir die Infos dann auch im Markt.

STANDARD: Wenn Sie "nur" den Index abbilden und ihm folgen, wie gelingt es Ihnen, den Index in der Performance zu schlagen?

Batir: Das geht zum einen durch die Quellensteuerrückerstattung – das hat der Index nicht, und die Tradingkosten werden bei uns als großem Haus minimiert.

STANDARD: Es hilft ihnen aber auch, dass der ATX ein Preisindex ist, in dem die Dividenden nicht dargestellt werden ...

Batir: Genau. Das ist auch ein wichtiger Effekt. Daher hat der Fonds auch einen Ertrag durch die Aktien, die der Index nicht hat. Auch das ist ein Teil der Outperformance.

STANDARD: Kaufen den ATX-ETF mehr institutionelle Anleger oder Privatanleger?

Batir: Eigentlich beide. Instis sowieso, die kaufen sich damit den Gesamtmarkt. Aber auch Privatanleger, die Interesse an den großen Unternehmen haben, greifen zu. (Bettina Pfluger, 30.3.2017)