Immer mehr Konsumenten legen Wert auf natürliche Inhaltsstoffe.

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Nicht nur im Luxusbereich in der Mode wird Nachhaltigkeit immer beliebter. Dort wird demnächst sogar ein obligatorischer Nachhaltigkeitskodex für Italiens börsennotierte Mode- und Luxusunternehmen eingeführt. Prada und Ferragamo, Tod's oder Cucinelli müssen künftig Umweltauflagen einhalten.

Auch in den Gerbereien setzen sich umweltfreundlichere Methoden durch: In den vergangenen Jahren wurde der Wasserkonsum um 18, der Energieverbrauch um 20 Prozent gesenkt. Dieses Ziel wurde durch 250 Millionen Euro Investitionen – rund fünf Prozent des Umsatzes – erreicht.

Im Kosmetikbereich ist derzeit ebenfalls der Trend zur Nachhaltigkeit zu beobachten. Ökokosmetika boomen derzeit am italienischen Markt. Jeder vierte Verbraucher von Kosmetikprodukten bevorzugt in Italien bereits Marken mit natürlichen Zusatzstoffen. Laut dem in Bologna veröffentlichten Beauty-Report der italienischen Kosmetikindustrie ist der Anteil der Verbraucher, die die sogenannte Naturkosmetik vorziehen, mit 23,6 Prozent größer als jene Verbraucher, für die das Preis-Qualitäts-Verhältnis an erster Stelle steht – das ist für jeden fünften Befragten der Fall.

14 Prozent der Konsumenten achten darauf, dass die Produkte mit nachhaltigen Methoden hergestellt wurden, und mehr als ein Drittel aller Kunden lehnen Inhaltsstoffe bei den Produkten ab, die möglicherweise schädlich für die Umwelt oder die Gesundheit sein könnten.

Keine einheitlichen Kriterien

Bei der Mitte März abgehaltenen Schönheitsmesse Cosmoprof in Bologna, die heuer zum 50. Mal stattgefunden hat, zählte Naturkosmetik zu den Hauptthemen. Ihr wurde ein eigener Ausstellungsbereich gewidmet. Der "Naturpavillon" wurde von einer weiteren Halle – "Be Organic" – flankiert, wo internationale Firmen ihre neuesten Produkte der "organic beauty" ausstellten.

Doch der Verbraucherschutzverband Adusbef verweist darauf, dass die Einführung eines einheitlichen Naturkosmetiklabels bisher daran gescheitert ist, weil sich die Produzenten nicht auf einheitliche Kriterien einigen hätten können. Einige verzichten beispielsweise auf Erdölprodukte, verwenden aber Konservierungsstoffe oder synthetische Duftstoffe, bei anderen ist es umgekehrt.

Ein neuer Trend ist laut dem Report beim Vertrieb festzustellen. Der in den vergangenen Jahren ausgeprägte Trend, in Reformhäusern zu kaufen, flaut ab. Diese hatten in der Vergangenheit wesentlich zum Erfolg der Naturkosmetik beigetragen. Nun geht der Trend aber zu Monomarkengeschäften renommierter Kosmetikfirmen oder aber zum Verkauf in Apotheken. Diese haben im Vorjahr ihren Absatz von Naturprodukten um fünf Prozent erhöht.

Natur pur bei Wellness

Der eigentliche Boom von Naturprodukten erfolgt hier aber in den landesweit 40.000 Wellness-und Fitnesszentren und Schönheitssalons. Kneippkuren und Heilmassagen mit ätherischen Ölen und naturbelassenen Pflegemitteln finden mehr und mehr Liebhaber. Der Umsatz in diesen Zentren machte im Vorjahr 22 Milliarden Euro aus. Davon entfielen rund acht Prozent – also etwa 1,7 Milliarden Euro – auf Kosmetika. Dabei handelt es sich großteils um Produkte, die aus ökologisch einwandfreien Inhaltsstoffen bestehen. (Thesy Kness-Bastaroli aus Bologna, 30.3.2017)