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Studenten der CEU in Budapest bei einem Town-Hall-Meeting zum geplanten Hochschulgesetz.

Foto: REUTERS/Bernadett Szabo

Die Central European University (CEU) in Budapest ist im Visier Viktor Orbáns, mal wieder. Nach dem Debakel mit dem Flüchtlingsreferendum und dem Rückzieher bei der Olympiabewerbung braucht der ungarische Premier einen innenpolitischen Etappensieg, um von den Problemen im Bildungs- und Gesundheitssystem abzulenken. Die Präsidentschaft Trumps und die Schließung von Universitäten in Russland und der Türkei haben der Regierung signalisiert, dass man sich wohl kaum vor internationaler Schelte zu fürchten hat, auch nicht aus Brüssel, wo man gerade mit dem Brexit beschäftigt ist.

Durch Gesetzesänderungen soll der Betrieb der besten Universität des Landes unmöglich gemacht werden. Die CEU ist sowohl in Ungarn als auch in den USA akkreditiert, eine Sonderregelung erlaubt die Beschäftigung von Wissenschaftern von außerhalb der EU ohne langwierige Beantragung von Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen. Das macht die CEU zu einer besonderen und einer besonders guten Universität. Diese Besonderheit soll in Zukunft von bilateralen Verträgen abhängig sein. Damit würden die Zulassung von Studierenden, das Anstellen von Wissenschaftern und die Gestaltung der Lehrpläne zum Spielball der Politik.

Privatkrieg oder Angriff auf europäische Grundwerte?

Als Studentin an der CEU mache ich mir Sorgen um eine der besten Universitäten der Region. Die meisten Artikel in der ungarischen Presse konzentrieren sich fast ausschließlich auf den angeblichen Privatkrieg zwischen George Soros und Viktor Orbán. Das Herbeischreiben dieses Konflikts verstellt den Blick darauf, worum es hier wirklich geht.

Soros ist der Gründer der Universität und hat sie einst mit einer großzügigen Stiftung bedacht, aber er hat mit dem Tagesgeschäft der CEU nichts zu tun. Das Tagesgeschäft der CEU als unabhängiger Hochschule besteht darin, ihren Studierenden die bestmögliche Ausbildung und ihrem wissenschaftlichen und allgemeinen Personal das bestmögliche Forschungs- und Arbeitsumfeld zu bieten. In der aktuellen Auseinandersetzung geht es darum, eine unabhängige wissenschaftliche Einrichtung aus dem Land zu vertreiben und Regierungskritiker mundtot zu machen. Ungarn ist Mitglied der Europäischen Union, und eine derartige Repression ist grundsätzlich mit den europäischen Grundwerten von Freiheit und Rechtsstaatlichkeit unvereinbar.

Die CEU ist mein Zuhause, das der CEU ist Budapest

Dass die CEU ein Zentrum für politische Indoktrination ist oder dass ich hier ausgebildet werde, um Unruhe zu stiften, wäre mir neu, deswegen sind wir Studenten auch nicht hier. Wir studieren hier, weil die CEU international einen guten Ruf genießt und weltweit mit den besten Hochschulen vernetzt ist. Wir studieren hier wegen des unschlagbaren Betreuungsverhältnisses und der Qualität des Unterrichts. Auf einen Professor kommen acht Studenten. Meine Professoren empfinden mich als Studentin nicht als Belastung, sondern schätzen meine Ideen und wollen mich aktiv beim Start einer wissenschaftlichen Karriere unterstützen. Ich kann einfach im Büro vorbeischauen und mit ihnen über eine anstehende Seminar- oder meine Masterarbeit reden, ohne wochenlang auf einen Termin warten zu müssen.

Die CEU hat sich als Hochschule dem Ideal einer offenen Gesellschaft, in der rationaler Diskurs und offene Kritik möglich sind, und der intellektuellen Auseinandersetzung damit verschrieben. In den vergangenen zwei Jahren habe ich an der CEU eine intellektuelle Heimat gefunden, in einem Land, in dem diese demokratischen Grundwerte seit Jahren von der Politik attackiert werden. Gerade deswegen gehört die CEU nach Ungarn, oder, wie es Rektor Michael Ignatieff ausgedrückt hat: "Budapest ist unser Zuhause, hier gehören wir hin. Ende der Geschichte." (Constanze Jeitler, 31.3.2017)