Wien – Die Grünen warnen angesichts von Prognosen zu Pensionierungen, Absolventen und Schülerentwicklung erneut vor einem drohenden Lehrermangel. Selbst bei optimistischen Annahmen würden bis 2025 circa 8.000 Lehrer fehlen, sagt Bildungssprecher Harald Walser. Das Bildungsministerium sieht auch "zusätzlichen Bedarf", der aber gedeckt werden könne.

Nach den Prognosen des Ministeriums in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung gehen bis 2025 rund 33.000 Lehrer in Pension. Dem stehen knapp 35.000 Absolventen gegenüber. Allerdings sind die Geburtenzahlen in den vergangenen Jahren stark gestiegen: 2009 wurden etwas über 76.000 Kinder in Österreich geboren, 2015 bereits über 84.000 mit weiter steigender Tendenz. Das bedeute 8.000 bis 9.000 zusätzliche Kinder pro Jahrgang, was in etwa 800 bis 900 Lehrerstellen entspreche. Über zehn Jahre gerechnet ergebe sich damit ein Mehrbedarf an 7.000 bis 8.000 Lehrkräften, sagt Walser.

Für Ausbau der Studienplätze

Dazu komme noch, dass die Absolventenzahlen bei der neuen Lehrerausbildung "sehr optimistisch" angenommen worden sei, meint der grüne Abgeordnete. Die verlängerte Ausbildung werde zu mehr Studienabbrüchen führen. Er verlangt einen Ausbau der Studienplätze an den Pädagogischen Hochschulen (PH) sowie den sofortigen Start von Ausbildungslehrgängen für Quereinsteiger – also etwa Absolventen von Nicht-Lehramts-Studien, die in den Lehrerberuf wechseln möchten.

Bei den Zahlen stört Walser ein weiterer Umstand: Bereits 2009 habe er eine praktisch idente Anfrage an die damalige Ministerin Claudia Schmied (SPÖ) gestellt. Während sich die Pensionsprognosen für die Jahre 2017 bis 2025 bei den Bundeslehrern in den vergangenen acht Jahren praktisch kaum geändert haben, geht die nunmehrige Ministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) bei den Landeslehrern statt von rund 25.000 Pensionierungen nur mehr von knapp 19.000 aus. "Diese Differenz zeigt das Elend unserer undurchschaubaren föderalen Schulverwaltung, wo die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut. An Fakten orientierte Bildungs- und Personalpolitik ist praktisch unmöglich." Abhilfe würde ein einheitliches Dienstrecht schaffen.

Viele Lehrer für Volksschule

Das Bildungsministerium sieht in seiner Anfragebeantwortung im Volksschulbereich keinen Lehrermangel. Im Gegenteil: Derzeit habe man eher ein "Überangebot an ausgebildeten Lehrkräften". Im Bereich der Sekundarstufe sei ab 2019/20 dagegen tatsächlich ein "zusätzlicher Bedarf absehbar". Dieser sollte aber einerseits durch Quereinsteiger sowie durch in den neuen Ausbildungen ermöglichten Erweiterungen der Lehrbefähigung auf den angrenzenden Altersbereich abgedeckt werden. Dazu käme noch ein aktueller Bestand von knapp 5.000 ausgebildeten, aber nicht angestellten Lehrkräften. (APA, 31.3.2017)