VÖZ-Präsident Thomas Kralinger teilt die Kritik von STANDARD-Herausgeber Oscar Bronner nicht.

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Wien – Verlegerpräsident Thomas Kralinger kann die Kritik an den Regierungsplänen zur Reform der Presseförderung nicht nachvollziehen. "Die Initiative ist sehr zu begrüßen und stellt nach jahrelangem Stillstand und seit mehreren Kürzungen über die letzten 25 Jahre der Presseförderung einen wichtigen medienpolitischen Impuls dar", sagte Kralinger am Freitag der APA.

Der Präsident des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) reagierte damit auf STANDARD-Herausgeber Oscar Bronner, der die bisher bekannten Vorschläge in einem Brief an die Leser harsch kritisiert und wegen der angedachten Förderung von Gratiszeitungen von einem "Boulevardförderungsgesetz" gesprochen hatte. Kralinger widersprach dieser Sichtweise und lobte die Initiative von Medienminister Thomas Drozda (SPÖ) und ÖVP-Mediensprecher Werner Amon.

Reform sei "im Interesse aller Mitglieder"

"Das in Diskussion befindliche Förderungsmodell ist – wie von vielen Experten und Wissenschaftern gefordert – eine Journalismusförderung, die auf die Sicherung journalistischer Arbeitsplätze abzielt." Es orientiere sich an qualitativen Merkmalen und biete zudem Anreize für qualitätssichernde Maßnahmen wie die Anerkennung des Presserats. Für Kralinger liegt es "in der Natur der Sache beziehungsweise ist es dem Verfassungsrecht geschuldet, dass diese Bedingungen für alle Tages- und Wochenzeitungen gleichermaßen gelten und Anwendung finden müssen". Der VÖZ-Präsident sprach von einem "Gebot der Fairness am österreichischen Medienmarkt".

Er verstehe "die subjektive Sicht einzelner Verleger, allerdings muss ich als VÖZ-Präsident die Interessen aller Mitglieder im Auge haben". Und die geplante Erhöhung der Presseförderung "ist im Interesse aller Mitglieder". Das neue "Medienvielfaltsgesetz" trage den Entwicklungen der letzten 13 Jahre Rechnung. "Ein Negieren dieser Entwicklungen und ein Verharren in alten Mustern, die vor 30 Jahren Gültigkeit hatten, ist wenig zielführend."

Subvention auch für Gratismedien

Für Kralinger braucht es einen Beitrag zur Vielfaltssicherung für österreichische journalistische Angebote, egal ob groß oder klein, national oder regional, analog oder digital. "Eine gesetzliche Medienvielfaltsförderung mit klaren Kriterien ist jedenfalls einer willkürlichen Vergabe von Mitteln zu bevorzugen." Qualitätssichernde Maßnahmen wie Ausbildungsförderung und Medienkompetenzvermittlung seien sinnvolle und seit langem geforderte Ergänzungen zur Journalismusförderung. Auch jede Initiative, die der Förderung von Medienkompetenz für Jugendliche und neue Staatsbürger diene, nütze dem gesamten Medienmarkt und sei äußerst zu begrüßen.

Die Presseförderung soll von derzeit acht auf rund 17 Millionen Euro aufgestockt werden. Bisher bekannte Pläne sahen vor, dass auch Gratismedien Subvention erhalten können. Um auch reine Onlineredaktionen einzubeziehen, stellt die Förderung künftig auf Arbeitsplätze ab. Über einen offiziellen Gesetzesentwurf sowie die Finanzierung der Ausweitung verhandeln SPÖ und ÖVP aber noch. (APA, 31.3.2017)