Graz, wo die FPÖ mit Hilfe der ÖVP den Kommunisten gerade das von ihnen erfolgreich verwaltete und gestaltete Wohnungsreferat weggenommen hat, ist eine der letzten europäischen Städte, wo sich eine Partei noch "kommunistisch" nennt. Sonst ist die KP, angesichts der stalinistischen Gräuel und der Planwirtschaft, eine aussterbende Spezies. Sie steht auf der roten Liste.
Angesichts der gerade inszenierten Marx-Festspiele ist es verdienstvoll, dass zwei österreichische Historiker, Sarah Knoll und Maximilian Graf, in einem sorgfältig gearbeiteten Buch eines österreichischen Kommunisten mit europäischer Relevanz gedenken: Franz Marek (1913-1979).
Als Ephraim Feuerlicht wurde er in Polen geboren, im zweiten Wiener Bezirk nahe dem Prater wuchs er auf. In Armut. Franz Marek war sein Parteiname. Im Namen Rudi-Marek Dutschke lebt er außerhalb seiner Publikationen weiter. Als Marek 1979 starb, gaben Gretchen und Rudi Dutschke ihrem eben geborenen Sohn ein Zeichen mit auf den Lebensweg.
Von den in den zwanzig Jahren nach der ungarischen Revolution vom stalinistischen Kommunismus abgefallenen Funktionären, Politikern und Ideologen gehörte Marek zu jenen, die am längsten bis zum Bruch gebraucht hatten. Nahezu unverbrüchliche Treue (im Unterschied zum Literaturtheoretiker und ehemaligen österreichischen Unterrichtsminister Ernst Fischer) hinderte ihn.
Marek stand als pointierter Reformkommunist der 70er-Jahre und Verfechter von Debatten jedoch unverdient im Schatten des glamourösen, von Journalisten als Gewerkschafter angebeteten Sozialdemokraten Günther Nenning. Dessen Forum überstrahlte Mareks Wiener Tagebuch, zu dessen Autoren mindestens so viele internationale Größen gehörten und dessen Redaktion Größen wie Martin Pollack, Karl Markus Gauß und Franz Kössler bereicherten. Nicht zu vergessen Barbara Coudenhove-Kalergi, mit der Marek "glücklich liiert" war. (Gerfried Sperl, 31.3.2017)