Alexander Kerbst als Falco.

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Wien – Die Zukunft ist ein Hund – ein Hund, der tut, was er will. Der gegenwärtige Mensch kann nur begrenzt Einfluss auf sie nehmen, und der ehemalige schon gar nicht. Und so verbeißt sich die Musicalbranche, selbst in einer Art Todeskampf begriffen, gern vampirgleich in die Werkkörper verblichener Größen, um aus ihnen den Stoff für ein möglichst ewiges Weiterleben zu saugen. Denn unsterblich sind ja bekanntlich nur die Toten.

Oliver Forster hat schon Leben und Werk von Elvis und den Beatles vermusicalisiert, nun folgt Falco, der großartig Größenwahnsinnige, der zähnefletschende Wolf aus dem Land der Lämmer. Für Falco – Das Musical hat Forster Thomas Rabitsch, den Klanggefährten des Künstlers, als Musical Director gewinnen können, und die schulbubenjunge Band, die am vergangenen Samstagabend in der Halle F der Wiener Stadthalle wummert, hat den Falco-Sound denn auch drauf fast so wie der Meister damals.

Singender Egomane

Horst Bork, der ehemalige Manager des singenden Egomanen, hat bei der Konzeption des Stücks beraten, und Falcos Manager ist denn auch die zweite zentrale Figur darin. Sebastian Achilles trägt hierfür den Charme, die Zähigkeit und die grauen Anzüge eines Versicherungssachbearbeiters zur Schau. Der Manager fungiert auch als Erzähler, die Handlung hangelt sich am Faden der Zeit entlang, von Falcos Anfängen bei Drahdiwaberl über seine großen Erfolge bis zu seinem Unfalltod in der Karibik. Zwei Frauenfiguren (Buch: Alexander Kerbst/Stefanie Kock) peppen die Chose noch etwas auf: die gute Jeanny und die böse Ana Conda.

Die Inszenierung von Peter Rein arbeitet mit Großbildprojektionen, das spärliche Kulissenmaterial wird von einer vierzehnbeinigen Tänzerschar umwirbelt. Den Falco gibt Alexander Kerbst, er trägt fleißig Smoking und Sonnenbrille und imitiert Gesten, Singstil und auch das Wienerisch des Falken nach Kräften. Dessen haifischhaftes Grinsen kriegt er hin, das Haifischhafte seines Wesens nicht so ganz. Ein Hauch von Thomas Anders umweht Kerbsts Falco. Für all dies freudvoller Jubel in der Stadthalle.

Was als Nächstes?

Was kommt als Nächstes? Dem Vernehmen nach arbeitet das Landestheater St. Pölten, auf allerhöchste Anweisung, schon am Konzept für Erwin Pröll – Das Musical. Die Vereinigten Bühnen Wien sollen Der Dreißigjährige Krieg. Die Große Koalition – Das Musical in der Pipeline haben. Und die Wiener Stadthalle ist ab 2050 für Andreas Gabalier – Das Musical schon komplett ausreserviert. Die Zukunft ist, wie gesagt, ein Hund. (Stefan Ender, 2.4.2017)