Foto: Sky/Adrian Schätz

Wien/Unterföhring – "Game of Thrones", "The Walking Dead" oder "House of Cards": Für den Bezahlsender Sky wurde das Seriengeschäft in den vergangenen Jahren zu einem zentralen Standbein. Anstatt nur auf lizenzierte Formate zu setzen, hat sich das Unternehmen nun auch verstärkt Eigenproduktionen verschrieben. Programmchefin Elke Walthelm sprach mit der APA über Herausforderungen und Chancen im Segment.

APA: Eigenproduktionen scheinen derzeit das Gebot der Stunde zu sein. Gilt das auch für Sky?

Elke Walthelm: Ja, wir möchten das Thema ausbauen – auf lokaler genauso wie auf europäischer Ebene innerhalb der Sky Gruppe. Es gibt eine immer größer werdende Nachfrage. Die Kollegen bei Sky UK ("Fortitude") und Sky Italia ("Gomorrha") machen das schon ein bisschen länger. Wir fangen jetzt an, haben aber Großes vor. Die schon bekannten Projekte sind "Babylon Berlin", eine Ko-Produktion mit ARD, X-Filme und Beta Film, sowie die Sky Produktionen "Acht Tage" und "Das Boot", wobei die beiden letztgenannten mit Stefan Ruzowitzky und Andreas Prochaska hochkarätige, österreichische Regisseure haben. Wir hoffen, bald noch etwas Neues verkünden zu können. Wir machen uns auch Gedanken, wie wir Deutschland und Österreich verbinden können.

APA: Welche Rollen spielen lizenzierte Produktionen?

Walthelm: Natürlich ist eine enge Zusammenarbeit mit unseren Kernlizenzgebern wie HBO ("Game of Thrones") und Showtime ("Twin Peaks") nach wie vor wichtig. Hier haben wir umfangreiche Rechte, sowohl linear als auch on demand, und können so unsere Kunden jederzeit und wo sie gerade sind erreichen. Das Thema "Convenience" ist für uns zentral. Daher bieten wir unser Programm seit einiger Zeit nicht nur über das klassische Abomodell an, sondern auch über den Streamingdienst Sky Ticket. Und mit Sky 1 haben wir seit November einen weiteren Sender in der Familie, mit dem wir eine noch breitere Zielgruppe ansprechen wollen.

APA: Das bedeutet wohl auch, den Unterhaltungssektor zu stärken?

Walthelm: Auf jeden Fall. Wir haben 2012 damit angefangen, Serien in den Vordergrund zu stellen. Bis dahin war Sky vorwiegend auf Sport und Filme fokussiert. Mit Sky 1 haben wir unser Programm noch einmal um den Bereich Entertainment und Show erweitert. Das ist natürlich ein herausforderndes Feld, auf dem wir mit unseren Eigenproduktionen wie "Masterchef" mit Ralf Zacherl, "Xaviers Wunschkonzert Live" mit Xavier Naidoo und "Eine Liga für sich" mit Frank Buschmann aber schon klare Zeichen setzen konnten.

APA: Das heißt letztlich aber: mehr Mitbewerber.

Walthelm: Das stimmt, aber unser strategisches Ziel lautet "Sky für jedermann". Natürlich hilft es uns, wenn mehrere Leute im Haushalt sagen: Sky ist eine gute Sache. Und gleichzeitig geht es immer darum, ein hohes Maß an Qualität und Besonderheit zu bieten.

APA: Amazon und Netflix konnten jüngst mit Filmprojekten bei den Oscars reüssieren. Ist das auch für Sky interessant?

Walthelm: Ja, es ist interessant. Wir unterstützen auch hier bereits erste kleinere Projekte. Beispielsweise den Thriller "Berlin Falling" von und mit Ken Duken. Nichtsdestotrotz liegt der momentane Fokus ganz klar im Bereich Serien.

APA: Müssen Sie sich am Seriensektor mit dem dominierenden US-Angebot messen?

Walthelm: Wir spüren bei unseren Vertriebspartnern, dass es einen immer größeren Appetit nach deutschen Produktionen gibt. Es werden nicht nur die klassischen US-Formate am internationalen Markt eingekauft. Es ist aber noch zu früh zu sagen: Das hat sich jetzt weltweit bewiesen. Wir wissen von unserem Partner Beta Film, der u.a. die internationalen Vertriebsrechte für "Babylon Berlin" hält, dass es hier eine gesunde Nachfrage gibt. Auch in Bezug auf die Sky Projekte "Das Boot", das wir gemeinsam mit Bavaria und Sonar Entertainment machen, sowie "Acht Tage" mit unserem Vertriebspartner Sky Vision sind wir sehr optimistisch.

APA: Sehen Sie ein Ende des Serien-Booms?

Walthelm: Nein. Es geht auch nicht um Serie vs. Film, sondern darum, eine tolle Geschichte zu erzählen. Und da haben Serien den Vorteil, dass die Story mehr Zeit hat, sich zu entwickeln. Ich glaube nicht an eine Übersättigung der Zuschauer. Wir werden eher in dem Luxus leben, dass es für die verschiedenen Geschmäcker immer mehr Auswahl gibt. Und kein Algorithmus und keine Marktforschung der Welt können den nächsten Hit vorhersehen. Es geht vielmehr um den richtigen Instinkt für das, was die Zuschauer als nächstes begeistern wird. Der nächste Hit liegt nicht so offensichtlich auf der Straße. (Christoph Griessner/APA)