Die besten Eishockey-Spieler werden bei Olympia fehlen, das Turnier ist damit radikal abgewertet.

Foto: APA/AP/Dyck

Pyeongchang/Toronto – Das Eishockeyturnier bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang wird erstmals seit 1994 ohne Beteiligung von Spielern der National Hockey League (NHL) stattfinden. Die nordamerikanische Profiliga gab am Montag bekannt, dass die Meisterschaft 2017/18 nicht unterbrochen wird, und erklärte die Angelegenheit für "offiziell abgeschlossen".

"Klubs vehement dagegen"

Die NHL hatte bei den jüngsten fünf Olympischen Spiele stets eine Pause eingelegt, damit die besten Spieler der Welt am Olympia-Turnier teilnehmen können. Nun ist die Liga nach monatelangen Verhandlungen nicht mehr zu einer 17-tägigen Unterbrechung bereit. "Die überwältigende Mehrheit der Klubs ist vehement dagegen, den Spielbetrieb zu unterbrechen", schrieb die NHL auf ihrer Website. Für Österreich hat das keine Auswirkungen, weil das Nationalteam die Qualifikation für Pyeongchang verpasst hat.

Man sei offen gewesen für Vorschläge des IOC, des Internationalen Eishockeyverbands (IIHF) und der Spielergewerkschaft, um die Klubbesitzer umzustimmen. "Es ist aber kein bedeutender Dialog zustande gekommen", schrieb die NHL. "Offen gesagt sehen wir nicht, was die Teilnahme an Olympia uns bringen könnte", hatte der stellvertretende NHL-Boss Bill Daly bereits im Jänner gesagt.

Eine Rolle dürfte auch spielen, dass Südkorea im Gegensatz zu den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi kein traditioneller Eishockeymarkt mit entsprechenden Werbemöglichkeiten ist. Damit werden die großen Nationen erstmals seit Lillehammer 1994 mit eigentlichen B-Teams antreten müssen. Sportliche Profiteure könnten Teams mit vielen Spielern in den starken europäischen Ligen sein.

Am Ende ging es wohl auch nicht mehr um die Kosten, denn noch vergangene Woche hatte die IIHF unter dem Schweizer Präsidenten Rene Fasel erklärt, die zuletzt stets vom IOC übernommenen Reise- und Versicherungskosten von NHL-Spielern übernehmen zu wollen. Die Klubchefs wollen aber offensichtlich nicht mitten im Winter – in der Hauptsaison für Eishockey – den Betrieb unterbrechen.

Für die großen Stars ist die Entscheidung eine herbe Enttäuschung. Alexander Owetschkin von den Washington Capitals etwa hatte immer wieder betont, notfalls auch ohne Genehmigung in Südkorea spielen zu wollen. "Ich bin sicher, dass wirklich jeder bei Olympia spielen will", sagte Owetschkin immer wieder. "Das ist toll fürs Eishockey, toll für uns und toll für unsere Länder." Teambesitzer Ted Leonsis hatte dem bereits nachgegeben und seinem besten Spieler zugesichert, die Freigabe für Olympia geben zu wollen. Mit seiner Haltung dürfte Leonsis indes nahezu alleine dastehen.

Don Fehr, Chef der Spieler-Organisation NHLPA, geht außerdem davon aus, dass die Liga derartige Ausnahmeregelungen für Spieler-Freigaben durch einzelne Klubs verbieten werde – mit welchen Mitteln auch immer.

In einem Statement drückte die NHLPA ihr Bedauern aus, die Entscheidung wird als kurzsichtig bezeichnet, man würde sich die Chance verbauen, auf dem asiatischen Markt Fuß zu fassen. "Das ist die alleinige Entscheidung der NHL." (APA, 3.4.2017)