Die Freude an der Musik ist Esther Bejarano als Tochter eines Oberkantors in die Wiege gelegt worden. Dass die betagte Dame (Jahrgang 1924) nach wie vor ihre Stimme gegen Rassismus und Faschismus in allen Ausprägungen erhebt, ist ihrer Biografie geschuldet.

1941 wurde Bejarano in ein deutsches Zwangsarbeiterlager und 1943 nach Auschwitz verschleppt. Dort meldete sie sich zum Mädchenorchester von Auschwitz – ohne zuvor je Akkordeon gespielt zu haben.

Nach der Befreiung wanderte Bejarano nach Israel aus, das sie aber 1960 wieder verließ. Mit der Familie zog sie nach Hamburg, dort begann eine neue Musikkarriere: Anfang der 1980er-Jahre gründete sie gemeinsam mit Tochter Edna und Sohn Joram die Gruppe Coincidence, deren Repertoire aus jüdischen und antifaschistischen Liedern bestand.

Jahrelang, sagt Bejarano, konnte sie über die trau-matischen KZ-Erlebnisse nicht reden, seit einigen Jahrzehnten jedoch macht sie – ohne erhobenen Zeigefinger – kaum etwas anderes.

Dabei geht die alte Dame mit der Zeit, denn seit gut sieben Jahren tritt die Familie Bejarano mit der deutsch-türkisch-italienischen Hip-Hop-Gruppe Microphone Mafia auf.

Zwei bislang veröffentlichte Alben mit den Kölner Rappern sind das Ergebnis: Per La Vita und La Vita Continua (2013). Diese Woche ist sie damit dreimal live in Österreich zu erleben. (dog, 5.4.2017)