London/Wien – Durch den EU-Austritt Großbritanniens könnte der Beitrag Österreichs im EU-Budget um Hunderte Millionen Euro steigen. Wie DER STANDARD berichtete, würde Österreich laut Berechnungen des Berliner Jacques-Delors-Institut auf einen zusätzlichen Obolus von knapp 400 Millionen Euro kommen. Finanzminister Hans Jörg Schelling lehnte eine höhere Zahlung nach Brüssel ab und fordert, den Wegfall der britischen Nettobeiträge durch Einsparungen zu kompensieren.

"Ich glaube es ist angebracht, wenn ein Mitglied ausscheidet und keine Leistung mehr in Anspruch nimmt, dass diese Zahlungen tatsächlich nicht mehr notwendig sind", sagte Finanzminister Schelling (ÖVP) dem ORF-Radio. Auch seine europäischen Amtskollegen "zeigten keine Lust, diese Lücke zu füllen".

Unterschiedliche Angaben

Diese Lücke schätzen Experten auf jährlich etwa zehn Milliarden Euro. Das österreichische Außenministerium rechnet mit einem Ausfall von 14 Milliarden pro Jahr.

Gabriel Felbermayer vom ifo-Institut in München geht für Österreich von einer Erhöhung von 200 bis 300 Mio. Euro aus. Die spanische Regierung kam bei Berechnungen Anfang März auf rund 460 Mio. Euro Mehrkosten für Österreich. Keine offiziellen Schätzungen gibt es seitens heimischer Wirtschaftsforscher.

Konkrete Zahlen gibt es ohnedies noch nicht, da das ab 2021 geltende EU-Mehrjahresbudget noch nicht verhandelt wurde. Dass Nettozahler wie Österreich, Deutschland oder die Niederlande das Brexit-Finanzloch stopfen werden müssen, erwartet auch EU-Budgetkommissar Günther Oettinger. Österreichische Politiker fordern hingegen, die Abgänge durch Einsparungen und Reformen zu kompensieren. (APA, red, 4.4.2017)