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Morgentau auf Tabakpflanzen – Aufnahmen von Feldern wie diesem im US-Bundesstaat North Carolina sind nun auch wieder in Niederösterreich und der Steiermark möglich.

Foto: ap/Allen G. Breed

Wien – Eigentlich kommt Reinhard Leitner aus dem Bereich Logistik, die zündende Idee hatte er jedoch in Sachen Vermarktung: Tschick, wie der Volksmund zur Zigarette zu sagen pflegt, zu einem Markennamen zu machen. Der damalige Austria-Tabak-Mitarbeiter sah jedoch innerhalb des international ausgerichteten japanischen Mutterkonzerns kaum Chancen auf Realisierung eines kleinen Projekts mit reichlich Lokalkolorit. Also gründete er die Firma Tschickfabrik und brachte im Spätsommer 2014 die ersten Glimmstängel der Marke Tschick auf den Markt.

"Sie hat einen Raketenstart hingelegt", sagt Leitner. "Der Markenname hat dabei eine sehr große Rolle gespielt." Im Vorjahr konnte er einen Zuwachs von fast 19 Prozent beim Absatz verbuchen, auch mit dem Start ins neue Jahr ist der Tabakunternehmer sehr zufrieden.

Zweites Anbaufeld

Das Produkt an sich hat ebenfalls einen österreichischen Anstrich, als Einziger verwendet Leitner Tabak aus heimischem Anbau. Zu dem ersten Feld im Bezirk Mistelbach im Weinviertel gesellt sich heuer ein zweites in der Südsteiermark – einst Österreichs klassisches Anbaugebiet, wo bereits im 17. Jahrhundert Tabak geerntet wurde. "Es rechnet sich nicht wirklich, aber es ist eine Herzensangelegenheit", sagt Leitner, selbst Raucher, über Nikotin von heimischen Feldern. Diese steuern bis zu zehn Prozent der Tabakmischung bei, der Rest wird aus dem südlichen Afrika, den USA und Ungarn zugekauft.

Auch die Zigarettenproduktion in Österreich soll wiederbelebt werden, und zwar in der historischen Tabakfabrik in Linz. Leitner plant eine Art Manufaktur mit zwei Maschinen und einer Handvoll Mitarbeiter. Wann es losgehen soll? "Auf jeden Fall noch heuer", sagt der "Tschickproduzent". Zuvor will er das Ende der Abrissarbeiten im nicht denkmalgeschützten Bereich des Gebäudekomplexes abwarten. Sonst bestehe das Risiko, dass Staub aus der Luft in Zigaretten gelangen könne.

"Minderwertige Ware" des ehemaligen Zulieferers aus Polen hat Leitner nämlich kurz nach dem Marktstart eine kritische Phase beschert. Erst ein Wechsel zu einer ungarischen Fabrik brachte die Wende: "Seit März 2015 haben wir die Qualität, die wir immer haben wollten."

Derzeit sind Tschick in zwei Sorten erhältlich, weitere zwei in unterschiedlicher Stärke und anderem Geschmack sollen heuer auf den Markt kommen. Auch für die Einführung von "Wuzeltabak" wälzt Leitner bereits Pläne. Seine Tabakmischungen sind grundsätzlich additivfrei, mit einer Ausnahme: einem Feuchthaltemittel, da die Zigaretten andernfalls "staubtrocken" wären.

Wirkungslose Schockbilder

Die zunehmende Nachfrage nach additivfreien Tabakprodukten führt Leitner auf das höhere Qualitätsbewusstsein der jungen Generation, sogenannte Millennials, zurück – obwohl diese seiner Beobachtung zufolge nicht generell weniger rauchen würde. Welche Auswirkungen die Einführung der Schockbilder auf den Zigarettenpackerln gehabt hat? "Absolut keine", meint Leitner. Auch Mitbewerber und Trafikanten hätten das ihm gegenüber bestätigt. Auch von der jüngsten Preiserhöhung Anfang April erwartet er keinen Dämpfer, da Zigaretten ähnlich wie Treibstoffe preisunelastisch seien. "Das hat kaum Auswirkungen auf das Konsumverhalten."

Anders beurteilt Leitner das generelle Rauchverbot in der Gastronomie ab Mai 2018: "Mengenmäßig wird es zurückgehen", sagt er über die Absatzerwartung. Spüren wird dies nicht nur die Tabakbranche. Vom Verkaufspreis eines Packerls "Tschick" gehen Leitner zufolge ohnedies fast 80 Prozent an den Fiskus – Trafiken, Großhändler und Erzeuger müssten sich mit dem Rest begnügen. (Alexander Hahn, 5.4.2017)